Psychologische Materialien zur Arbeitsmotivation 1
12 kognitve Möglichkeiten zum Aufbau einer positiven Arbeits-Einstellung
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Viele Menschen betrachten Arbeit und Leistung nur als notwendiges Übel, um Geld zu verdienen, um leben zu können. Sie meinen, daß sie Arbeit und Leistung nur um des Lohnes willen erbringen. Manche sind kaum fünf Minuten in der Arbeit, da schauen sie bereits das erste Mal auf die Uhr. Wann ist Frühstück? Wann wirds Mittag? Wann ist Nachmittagspause? Wann endlich ist Feierabend? Wann teilt der Mittwoch die müheselige und ungeliebte Arbeitswoche? Wann ist es Freitag? Wann kommt das Wochenende, ein Feiertag oder gar endlich der Urlaub? Ich kenne diese Arbeitsunlust und den Arbeitsfrust aus meinen Fabrikarbeitserfahrungen selbst sehr gut. Daher weiß ich auch, wie quälend und schwierig eine Arbeit sein kann, die einem nicht entspricht, nicht gefällt und die man nur deshalb macht, damit man Geld, meist nicht sehr viel, zur Selbsterhaltung bekommt. Dadurch kann es zu einer negativen Einstellung zur Arbeit kommen, die den Aufbau von Arbeitsmotivation sehr erschwert und damit der Alltags- Lebensqualität sehr entgegensteht. Eine negative Einstellung und Perspektive macht Arbeit schwer erträglich und nur zu einer lästigen Pflicht. Betrachtet man Arbeit und Leistung also nur unter dieser eingeengten und einseitigen Perspektive, kann man praktisch nur aus einer einzigen Motivationsquelle, nämlich aus dem Lohn, bewußt schöpfen. Das ist insofern ungeschickt und ungünstig, als dann ein großer Teil des Lebens als vergeudet oder nur als bloßer Zubringer zum eigentlichen Leben verstanden wird. Im Extrem läuft eine solche lebensfeindliche Einstellung darauf hinaus, nur für die vier Wochen Jahresurlaub zu leben. Dies bedeutete dann: wenn ein Mensch mit 72 stürbe, hätte er nur ganze 6 Jahre gelebt. Zum Teil ist diese falsche mentale Grundhaltung typisch für das westliche Denken. Im Gegensatz zum Westen hat Östliches Denken für vermeintlichen Arbeits- und Alltagsfrust eine wirkungsvolle und mächtige Alternative entwickelt, wie das Beispiel der Satipatthana- Meditation lehrt (wird im praktischen 2. Teil noch vertieft). |
Die Frage ist, ob man bei dieser eingeengten, einseitigen und wenig erfüllenden Perspektive bleiben, oder ob man nicht alle tatsächlich möglichen Motivations- und Lustquellen, die in Arbeit und Leistung stecken, nutzen möchte. Man mache sich als erstes klar, daß man in seinem Denken, in der Perspektive, die man einnimmt, völlig frei ist. Ich kann denken, was ich will und niemand kann mich daran hindern. |
Ich kann die Perspektive wählen, die ich will. |
Wenn ich schon die Wahl habe, so oder so zu denken, sollte ich dann nicht die Perspektive wählen, die mein Leben bereichert und außerdem noch den Vorteil hat, die Wirklichkeit angemessener und richtiger zu beschreiben? Oder: Wenn ich schon die Hälfte meines bewußten Lebens verarbeite, wäre es dann nicht besser, aus dieser Zeit möglichst viel Befriedigung, Lust und Freude zu gewinnen? Das ist insofern einfach, weil es nur von mir selbst abhängig ist, wie ich mich selbst einstelle, denke und bewerte. Niemand kann mich daran hindern, daß ich mir sämtliche Motivationsquellen für Arbeit und Leistung so und so oft ins Bewußtsein rufe und allmählich immer öfter, länger und tiefer in meinem Gedächtnis und dort abgelegten Selbst- und Weltbild verankere: |
12 einstellungspsychologische Motivationsenergiequellen für Arbeit und Leistung
Übersicht: (1) Betätigung, (2) Gestaltung, (3) Kreativität,
(4) Kompetenz, (5) Behauptung, (6) Erfolg, (7) Lohn, (8) Geltung, (9) Erwartung,
(10) Bedeutung, (11) Sinn, (12) Kontrast.
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Mein Körper verlangt nach Bewegung und Betätigung, ich freue mich an meinen Fähigkeiten, genieße es zu gestalten, zu formen, ich freue mich am Experimentieren, am Tüfteln, Entwickeln, Entdecken, Erfinden, ich genieße es, etwas zu können, zu schaffen, zu Ende zu bringen. Es tut mir gut, etwas zu leisten, mich zu bewähren, im Wettkampf des Lebens zu beweisen; natürlich freue ich mich auch am Lohn, ich bin stolz, etwas zu leisten, mich und die meinen durchs Leben zu bringen. Ich freue mich über die Anerkennung und darüber, zum Wohle des Ganzen beizutragen, als Mitglied der Gemeinschaft und Gesellschaft, meine Pflicht zu erfüllen. Mit Arbeit und Leistung gebe ich meinem Leben auch von daher einen Sinn. Ich leiste meinen Beitrag zum Ganzen, mag er auch klein sein, ist er insgesamt doch wichtig, gut und richtig. Ich weiß auch, daß Freude und Lust zum Kontrast, Gleichförmigkeit, Anstrengung und Unlust brauchen, so wie zum Hoch das Tief, zum Auf das Ab, zur Lust die Unlust und zum Guten das Schlechte gehört. Langweilige Arbeiten gibt es eigentlich nicht, nur dann, wenn ich sie so auffasse und von mir aus meine Gestaltungsmöglichkeiten nicht nutze. |
Ganz
allgemein ist zu empfehlen: Widerstehen Sie der - gesellschaftlich weit
verbreiteten - Versuchung, Ihren Selbstwert über äußeren
(Arbeits-) Erfolg zu bestimmen. Besinnen Sue sich auf das, worauf es wirklich
im Leben ankommt. Denn der wichtigste Lebenserfolg, das höchste Lebenskapital
ist: früh aufstehen und sich den Tag freuen können, um abends
festzustellen, das war ein lebenswerter Tag (Sinn1,
Sinn2). Der Propagandaapparat
des Kapitalismus versucht Ihnen von früh bis spät einzuhämmern,
dass nur mit Geld und Konsum geht. Ein grundlegender Schutz Ihrer Selbstbestimmung
und persönlichen Freiheit kann daher schon darin bestehen, den Einfluss
dieser Propagandaquellen. Arbeiten Sie an Ihrer persönlichen Identität,
ob als Hilfsarbeiter, Putzfrau oder Arbeitslose. Wenn möglich, versuchen
Sie 1-Euro-Jobs aus dem Weg zu gehen, denn sie stehen im wohlverstandenen
Widerspruch zu Artikel I, GG (Die Würde des Menschen ist unantastbar).
Links zur Arbeitsmotivation
(Auswahl: beachte)
noch nicht endkorrigiert: