Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=07.06.2018 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 06.11.21
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Begriffsanalyse möglich

    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zusammenfassung - Abstract - Summary
    Möglich ist ein wichtiger wissenschaftstheoretischer Begriff. Sachverhalte, die sein oder nicht sein können, kann man mögliche Sachverhalte nennen. Unterscheidet man ein mehr oder minder, so kann man möglich mit wahrscheinlich oder Wahrscheinlichkeitsgraden  quantifizieren. Möglich bedeutet im allgemeinen kurz und bündig: etwas kann wirklich  werden, die Existenz ist nicht ausgeschlossen oder unmöglich. Die Welt des Möglichen  oder der Möglichkeiten kann als eigene Welt aufgefasst werden. Darunter kann man alles zählen, das zum Zeitpunkt einer Betrachtung nicht vorhanden ist, aber zu einem anderen Zeitpunkt vorhanden sein kann. Im Psychologischen gehören die Fähigkeiten dazu, die bei Bedarf genutzt werden können. In der Wissenschaftstheorie spricht man auch von Dispositionen. Aber auch das Erleben mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von Aktualisierungen liefert ein weites Feld von Möglichkeiten, so kann das Bewusstsein etwa ein- oder ausgeschaltet sein. Ein weites Feld betrifft auch Zukunftsfragen und die Prognosen: Gibt es einen Klimawandel? Wird der Klimawandel gestoppt werden können? Wie kann er gestoppt werden? Wie lange wird die Menschheit überleben? Auch viele Es-gibt-Fragen gehören zur Welt des Möglichen / Unmöglichen: Gibt es außerirdische Lebewesen? Gibt es Lebkuchen in fernen Sternsystemen? Gibt es  Gott? Gibt es Hoffnung? Gibt es Heilung oder ist Heilung möglich?
        Eine erste Pilot-Studie zum Sprachgebrauch von möglich lieferte interessante Ergebnisse, wobei möglich von 8 den dritthöchsten Realisierungsgrad bei einer Stichprobe von 29 TeilnehmerInnen, die, von 37, den entsprechenden Teil des Fragebogens bearbeiteten, erzielte.
        Wissenschaftstheoretisch und psychologisch gilt: Möglich wird gelernt, indem die Erfahrung gemacht wird, dass Sachverhalte mal bestehen und mal nicht bestehen. Das ist die Elementarerfahrung, die man mit ist und ist nicht charakterisieren kann. Das Fenster kann auf oder es kann zu sein. Würfelt man, so gibt es beim Standardwürfel 6 Möglichkeiten, wobei man im Allgemeinen nicht vorhersagen kann, welche der Möglichkeit beim anstehenden Wurf realisiert wird. Fragt man sich, wie es einem gerade ergeht, so gibt es je nach Erlebensdifferenzierungsfähigkeit n Möglichkeiten. Schwierig kann es mit Möglichkeitsdiagnosen werden, wenn Möglichkeiten an Bedingungen geknüpft sind, was in den meisten Fälle so sein dürfte. Und noch schwieriger kann es werden, wenn es um Sachverhalte geht, die bislang noch nie eingetreten waren, aber in der Zukunft vielleicht eintreten können, ein großes Thema in der science fiction Literatur. Ist es möglich, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Menschen auf 200 Jahre ansteigt. Ist es möglich, die Klimakatastrophe noch aufzuhalten? Ist es möglich, die Menschenrechte überall auf Erden durchzusetzen? Ist es möglich, dass es ein Weiterleben nach dem Tode gibt (eine in sich schon widersprüchliche Frage)?
     



    Beispielsammlung

    Aus der empirischen Sprachstudie-01

    Der Begriff möglich wurde bei 10 zu bewertenden Sachverhalten wie folgt gebraucht:
     

      01  Der Tod wird von der Wissenschaft noch besiegt. 3 von 37 wählten möglich
      02  Menschliche Siedlungen auf dem Mars sind. 9.5 von 37 wählten möglich
      03  Frieden auf Erden wird es noch geben. 5 von 37 wählten möglich
      04  Jeder ist seines Glückes Schmied. 6 von 37 wählten möglich
      05  Eine wirklich gerechte Welt ist. 9 von 37 wählten möglich
      06  Ein bedingungsloses Einkommen ist. 7 von 37 wählten möglich
      07  Das Zusammenleben wird immer besser. 11 von 37 wählten möglich
      08  Im Wirtschaftsleben geht es fair und gerecht zu. 0 von 37 wählten möglich
      09  Der Klimawandel ist noch aufzuhalten. 3 von 37 wählten möglich
      10  Man braucht nicht viel zum glücklich sein. 9 von 37 wählten möglich
    _
    Der Realisierungsgrad von möglich wurde von 29 TeilnehmerInnen für die 10 Sachverhalte, die Teil II. bearbeitet haben, in der Skalierung 1-8  mit aufsteigendem Realisierungsgrad wie folgt bewertet:
    _

    _
    Mittelwert = 6.3448 mit einer Standardabweichung = 0.8567.
    Das ist ein ziemlich hoher Mittelwert (der dritthöchste von 8) .
    Zum Vergleich seien auch noch die anderen Realisierungsbegriffe mitgeteilt:
     _

    _
    Man sieht, dass realistisch mit 7.55 den höchsten und unmöglich mit 1.689 den niedrigsten Realisierungsgrad erzielt.
     



    Aus der Wissenschaft ..." []
    (In Arbeit)
     



    Logik ..." []
    Ob etwas möglich ist oder nicht, erscheint zunächst als Frage an die Wirklichkeit und nicht an die Logik. Man kann sich aber eine Logik des Möglichen denken.
    1. p ist,
    2. p ist nicht,
    3. es ist möglich dass p ist,
    4. es ist nicht möglich, dass p ist.
    5. es ist unklar, ob p möglich ist. Dann ist auch unklar, ob p unmöglich ist.
    6. es ist unklar, ob p unmöglich ist. Dann ist auch unklar, ob p möglich ist.




    Aus der Philosophie ..." []

    Möglichkeit in Eislers Wörterbuch der philosophischen Begriffe
    Anmerkung: die Bestimmungen sind, wie so oft in der Philosophie, wissenschaftlich weitgehend unbrauchbar und enthalten viel - wenn auch natürlich denkbaren - Unsinn.

    [679] Möglichkeit (dynamis, possibilitas, potentia) ist: 1) die Denkbarkeit einer Sache, das Gedacht-werden-können den Denkgesetzen gemäß, die Widerspruchslosigkeit (formal-logische Möglichkeit), 2) das Seinkönnen einer Sache, eines Geschehens, einer Relation, die objective Denkbarkeit, gemäß den Gesetzen der Erfahrung, der erfahrbaren Wirklichkeit (materiale oder reale Möglichkeit), 3) die Potenz, das Vermögen (s. d.). Die logische (und die reale) Möglichkeit ist keine Eigenschaft der Dinge, sondern nur ein Ausdruck für eine Beziehung zwischen dem Denken und dessen Objecten, für die Erwartung eines Tatbestandes auf Grund der bisherigen Erkenntnis. Unmöglich ist, was entweder den Denkgesetzen oder der wissenschaftlich verarbeiteten Erfahrung widerspricht.

    Der Megariker DIODOR behauptet, alles Mögliche sei auch wirklich und notwendig (s. Kyrieuon). Eisi de tines hoi phasin, hoion hoi Megarikoi, hotan energê monon dynasthai, hotan de mê energê ou dynasthai, hoion ton mê oikodomounta ou dynasthai oikodomein, alla ton oikodomounta, hotan oikodomê (Aristot., Met. IX 3, 1046b 29 squ.). »Placet autem Diodoro id solum fieri posse, quod aut verum sit aut verum futurum sit... Nihil fieri, quod non necesse fuerit« (Cicer., De fato 17). Den Begriff der real-metaphysischen Möglichkeit (Potenz, (s. d.)) prägt ARISTOTELES aus. Das Mögliche, dynamei on (die Materie, (s. d.)), ist das, was für sich noch nicht ist, wohl aber durch die Form (s. d.) realisiert wird, es ist also die dynamis reale Seins-Möglichkeit, nicht nur Denkbarkeit (De interpret. 12). Die Erde z.B. ist dynamei, Mensch (Met. IX 7, 1049 a 1); esti de dynaton touto, hô ean hyparxê hê energeia hou legetai echein tên dinamin, ouden estai adynaton (Met. IX 3, 1047 a 24; V, 12); adynamia d' esti sterêsis dynameôs kai tês toiautês archês (Met. V 12, 1019b 16). Die Ansicht des[679] Diodor wird von CHRYSIPP bestritten. Nach PLOTIN besteht die dynamis in einer Art hypokeimenon für Affectionen, Gestalten, Formen, die aufzunehmen sind (Enn. II, 5, 1: vgl. II, 5, 5).

    Nach ABAELARD ist nur das möglich, was Gott wirklich geschaffen hat. Nach THOMAS sind »possibilia«, »quae contingunt esse et non esse« (9 met. 3); »dicitur possibile, quod potest esse et non esse« (Contr. gent. III, 86). Es gibt, »possibilitas absoluta« und »ex suppositione« (vgl. Vermögen). DUNS SCOTUS bestimmt: »Possibile logicum est modus compositionis formatae ab intellectu, illius quidem cuius termini non includunt contradictionem,... sed possibile reale est, quod accipitur ab aliqua potentia in re sicut a potentia inhaerente alicui vel terminata ad illud sicut ad terminum« (Sent. I, d. 2, qu. 7). – MIRAELIUS definiert: »Possibile (igitur) est, quod non involvit repugnuatiam« (Lex. philos. p. 871).

    HOBBES erklärt den Unterschied zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit für einen bloß relativen (De corp. C. 10, 1; 4; 6). SPINOZA definiert: »Res possibilis itaque dicitur, cum eius causam efficientem quidem intelligimus, attamen, an causa determinata sit, ignoramus« (Cogit. met. I, 3). »Res singulares voco possibiles, quatenus, dum ad causas, ex quibus produci debent, attendimus, nescimus, an ipsae determinatae sint ad easdem producendum« (Eth. IV, def. IV). »Res aliqua impossibilis dicitur, nimirum quia vel ipsius essentia seu definitio contradictionem involvit, vel quia nulla causa externa datur ad talem rem producendam determinata« (Eth. I, prop. XXXIII, schol.). »Quicquid concipimus in Dei potestate esse, id necessario est« (Eth. I, prop. XXXV). LEIBNIZ hingegen neigt der (scholastischen) Ansicht zu, in der göttlichen Vernunft seien unendlich viele Möglichkeiten, von denen nur ein Teil, das miteinander Verträgliche (»le compossible«) und Beste, verwirklicht werde (Princ. de la nat. 10; Theod. I B, § 225). – »Tout ce qui n'implique point de contradiction, est possible« (Theod. I B, § 224). TSCHIRNHAUSEN bestimmt: »Possibile est, quod concipi potest« (Med. ment. I, 1). CHR. WOLF definiert: »Possibile est, quod nullam contradictionem involvit« (Ontolog. § 85). »Impossibile dicitur, quicquid contradictionem involvit« (l.c. § 79). Möglich ist, »was nichts Widersprechendes in sich enthält« (Vern. Ged. I, § 12). Metaphysisch möglich ist etwas, »weil es von dem göttlichen Verstande vorgestellet wird« (l.c. § 975). Bestimmungen des Möglichen gibt 11:. S. REIMARUS (Vernunftlehre § 98 ff.). CRUSIUS erklärt als möglich »was gedacht wird, aber noch nicht existieret, oder von dessen Existenz wir noch abstrahieren« (Vernunftwahrh. § 56). Nach PLATNER ist möglich, »was als Begriff frei ist von Widerspruch« (Philos. Aphor. I, § 819; vgl. Log. u. Met. S. 89, 92).

    KANT rechnet den Begriff der Möglichkeit zu den modalen Kategorien (s. d.). »Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der Anschauung und den Begriffen nach) übereinkommt, ist möglich« (Krit. d. r. Vern. S. 202). »Daß der Begriff vor der Wahrnehmung vorhergeht, bedeutet dessen bloße Möglichkeit« (l.c. S. 207). »Der Begriff ist allemal möglich, wenn er sich nicht widerspricht. Das ist das logische Merkmal der Möglichkeit, und dadurch wird sein Gegenstand vom nihil negativum unterschieden. Allein er kann nichtsdestoweniger ein leerer Begriff sein, wenn die objective Realität der Synthesis, dadurch der Begriff erzeugt wird, nicht besonders dargetan wird, welches aber jederzeit,... auf Principien möglicher Erfahrung und nicht auf dem Grundsatze der Analysis (dem Satze des Widerspruchs) beruht. Das ist eine Warnung,[680] von der Möglichkeit der Begriffe (logische) nicht sofort auf die Möglichkeit der Dinge (reale) zu schließen« (l.c. S. 471). »Alles, was in sich selbst widersprechend ist, ist innerlich unmöglich« (WW. II, 121). Die »Möglichkeit der Erkenntnis« zu begründen, ist Aufgabe der Vernunftkritik (s. Kritik). FRIES bemerkt: »Wenn wir... die Gesetze für eine Begebenheit im allgemeinen (durch Denken), nicht aber die näheren Umstände des einzelnen Falles (durch Anschauung) kennen und nun diesen nicht genau genug bekannten Fall nur mit der allgemeinen Regel vergleichen, so nennen wir die Bestimmung desselben eine bloße Möglichkeit« (Syst. d. Log. S. 160). Nach BOUTERWEK ist das Mögliche (logisch) »das vernünftigerweise Denkbare« (Lehrb. d. philos. Wissensch. I, 114). Die metaphysische Wirklichkeit bezieht sich auf die Causalität, auf das »Können« (l.c. S. 115 f.). J. G. FICHTE betont: »Ich kann etwas Mögliches setzen, lediglich im Gegensatze mit einem mir schon bekannten Wirklichen. Alle bloße Möglichkeit gründet sich auf die Abstraction von der bekannten Wirklichkeit. Alles Bewußtsein geht sonach aus von einem Wirklichen« (Syst. d. Sittenl. S. 290). J. J. WAGNER erklärt: »Nur das Mögliche kann wirklich werden, aber alles Mögliche muß wirklich werden«, mit Einschränkung auf die im Schoße des Möglichen entstandenen Gegensätze und deren gelungene Vermittlung (Organ. d. menschl. Erk. S. 102). HEGEL bestimmt die Möglichkeit als »die leere Abstraction der Reflexion-in-sich«, die »bloße Form der Identität-mit-sich« (Encykl. § 143), als ein äußeres »Moment« (s. d.) der Wirklichkeit (l.c. § 145). Es gibt »formelle« und »reale« Möglichkeit (WW. IV, 203, 208; vgl. SCHELLING, WW. II 2, 526). CHR. KRAUSE betont: »Im Ewigen... ist kein Gegensatz des Notwendigen, Wirklichen und Möglichen, welcher nur im Zeitlichen und in seinem Verhältnisse zum Ewigen sich findet. Denn das Zeitliche ist wirklich, sofern es überhaupt in bestimmter Zeit; möglich, sofern es in bestimmter Zeit zufolge bestimmter ursachlicher Bedingungen; notwendig endlich, sofern diese ursachlichen Bedingungen eins sind mit dem ewigen Urwesentlichen des lebenden Wesen« (Urb. d. Menschh.3, S. 330). HILLEBRAND erklärt: »Vor der metaphysischen Anschauung der Dinge ist... das Mögliche, als solches, auch das Wirkliche« und Notwendige. »Insofern jedoch der unendliche Inhalt des Daseins dem Gedanken nicht unmittelbar und absolut offenbar wird, können diejenigen Momente, welche nicht sofort notwendig gedacht werden, sondern sich im allgemeinen erst nur denken lassen, ohne daß ihre concrete Bestimmtheit noch zum Bewußtsein gekommen ist, unter die Kategorie der Möglichkeit fallen« (Philo(s. d.) Geist. I, 36). Nach TRENDELENBURG beruht die Möglichkeit auf einem »Vorgreifen des Gedankens« und auf einer Ergänzung der vorhandenen Bedingungen durch die gedachten (Log. Unters. II2, 167). W. ROSENKRANTZ bestimmt: »Logisch möglich ist alles Denkbare, was sich nicht widerspricht, physisch möglich dagegen nur dasjenige, zu dessen Wirklichkeit die Bedingungen außer dem Denken gegeben sind« (Wissensch. d. Wiss. I, 134). Möglichkeit ist eine Kategorie (l.c. II, 224 ff.), eine Nebenkategorie von ()rund und Folge (l.c. S. 232), eine Kategorie nur des endlichen Denkens (l.c. S. 234). Der Unterschied von Möglichkeit und Wirklichkeit besteht nur in der Beziehung des Denkens auf die äußere Natur, nicht im Denken oder in der Natur allein (l.c. S. 231). Nach CHALYBAEUS ist die Möglichkeit weder nur subjectiv, noch ontologisch, sondern ein Verhältnis beider Seinsweisen. Das Mögliche ist »das Wißbare oder Erkennbare« (Wissenschaftslehre S. 233, 237; vgl. BRANISS, Syst. d. Met. S. 282 f.). Nach PLANCK: sagt[681] »Möglichkeit« aus, »daß jedes Object bedingt sei durch die Zusammenstimmung mit dem Vorausgehenden in ihm, so daß auch das im freien Vorstellen Vorausgesetzte zugelassen sein muß« (Testam. ein. Deutsch. H. 320). E. v. HARTMANN unterscheidet »logische (passive)« und »dynamische (active)« Möglichkeit. »Die erstere bedarf eines Anstoßes, um sich zu entfalten, eines Gegenstandes, um sich auf ihn anzuwenden, eines Gegensatzes, um mit logischer Betätigung zu reagieren; die letztere dagegen reagiert von selbst ohne jeden außer ihr belegenen Anstoß« (Kategorienlehre S. 357). G. SPICKER definiert: »Logisch möglich ist alles, was sich selbst nicht widerspricht; metaphysisch möglich, was in dem letzten Grund potentiell vorhanden ist« (Vers. ein. neuen Gottesbegr. S. 162). Nach HAGEMANN ist das Mögliche »das Denkbare oder Widerspruchslose«. »Die Abwesenheit des Widerspruchs macht die innere oder absolute Möglichkeit aus.« Das Vorhandensein eines Grundes oder einer Ursache, welche das an sich Mögliche zu verwirklichen vermag, macht die äußere oder relative Möglichkeit aus. »Das absolut Mögliche oder das Denkbare macht das metaphysisch Mögliche aus, und dieses umfaßt den Kreis dessen, was durch Gott, die unendliche Ursache, verwirklicht werden kann. Das relativ Mögliche teilt man ein in das physisch und das moralisch Mögliche. Ersteres ist dasjenige, was durch die Kräfte der Natur verwirklicht werden, letzteres dasjenige, was nach dem. regelmäßigen Laufe der Weltereignisse geschehen kann« (Met 2, S. 14 f.). Nach G. H. LEWES ist Möglichkeit »the ideal admission as present of absent factors: it states what would be the fact, if the requisite factor were present« (Probl. of Life and Mind I, 397). Nach FR. SCHULTZE ist für uns möglich »das Erfahrbare, d.h. alles, was den Bedingungen der menschlichen Erfahrungsfähigkeit nicht widerspricht« (Philo(s. d.) Naturwissensch II, 345 f.). Unmöglich für uns ist alles Außerräumliche, Außerzeitliche, Außerursächliche, Außerempfindliche (l.c. S. 346). Nach SIGWART ist logisch möglich, »was weder zu bejahen noch zu verneinen notwendig« (Log. I2, 231 ff., 244, 265 ff.). SCHUPPE erklärt: »Möglichkeit (Können) hat nur den Sinn eines bestimmten Verhältnisses unter genannten Qualitäten als solchen, daß a allerdings weder gerade c noch d noch e fordert und auch keines durch sich selbst ausschließt, aber daß es doch um seiner Natur willen durchaus eines von ihnen fordert, daß sowohl c als auch d als auch e ein a fordern, in seiner Anwesenheit also eine Bedingung ihres Erscheinens haben« (Log. S. 67). »Behauptung von Möglichkeit meint also ein gesetzliches Verhältnis unter Qualitäten, nicht die Existenz einer Bedingung« (l.c. S. 68). Das »Mögliche« bezeichnet nur bestimmte Relationen innerhalb des Notwendigen (l.c. S. 133; vgl. Erk. Log. X; Grdz. d. Eth. S. 63 ff.). Nach SCHUBERT-SOLDERN ist reine Möglichkeit dies, »da, erfahrungsgemäß, nichts hindert, irgend eine Tatsache oder einen Complex von Daten mit andern Daten verbunden zu erwarten, ohne deswegen aber auch einen Grund für positive Erwartung dieser Verknüpfung angeben zu können« (Gr. ein. Erk. S. 231 f.). Nach J. V. KRIES bedeutet in vielen Fällen die Möglichkeit eines Ereignisses nur dessen Ungewißheit. Objectiv möglich aber ist das Eintreten eines Ereignisses unter gewissen ungenau bestimmten Umständen, »wenn Bestimmungen dieser Umstände denkbar sind, welche gemäß den factisch geltenden Gesetzen des Geschehens das Ereignis verwirklichen würden« (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 12. Bd., S. 180 f.). Nach B. ERDMANN ist Möglichkeit »lediglich eine Bestimmung des Gedachtwerdens« (Log. I, 382). Nach HÖFLER negieren wir durch die Behauptung der Möglichkeit »das Bestehen einer [682] Unverträglichkeits-Relation« (Grundl. d. Log. S. 76). R. AVENARIUS erklärt: »Verlegt sich das Können auf das, denkbare Künftige selbst, so erscheint dieses nicht mehr als etwas, das gedacht werden kann, sondern als etwas, welches sein kann, und d.h. in der Modification des Möglichen« (Krit. d. r. Erfahr. II, 121). Nach G. SIMMEL ist »Möglichkeit« »die gedankenmäßige Anticipation einer künftigen Entwicklung« (Einl. in d. Mor. II, 220); sie drückt »die Unvollständigkeit der Einsicht in die Gründe der Wirklichkeit« aus, mit der sie sachlich zusammenfällt (l.c. I, 38). Vgl. Modalität, Notwendigkeit, Vermögen."
    Quelle: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 679-683.
    Permalink: https://www.zeno.org/nid/20001795511

    Möglich ist, was wirklich sein kann.
    Versteht man aber ›existieren‹ im Sinn von ›etwas Wirkliches sein‹ (und nicht bloß im Sinne von ›überhaupt etwas sein‹), dann ist alles, was existiert, möglich; denn alles, was existiert – d. h. nun: etwas Wirkliches ist –, kann offensichtlich etwas Wirkliches sein, ist also möglich (wäre es nicht möglich, so könnte es nicht etwas Wirkliches sein, wäre also gewiss nichts Wirkliches, existierte also nicht). Der Sachverhalt, dass 2 plus 2 gleich 5 ist, und die Eigenschaft, ein rundes Quadrat zu sein, sind bei dieser zweiten Deutung von ›existieren‹ keine Gegenbeispiele zu ›Alles, was existiert, ist möglich‹; denn obwohl sie durchaus überhaupt etwas sind, so sind sie doch nichts Wirkliches; sie existieren also in diesem (letzteren) Sinne nicht.
        Quelle S. 531: Meixner, Uwe (2020) 65.1 Möglichkeit und Existenz in (531-538) Urbich, Jan & Zimmer, Jörg (2020, Hrsg) Handbuch der Ontologie.



    Waismann, Friedrich (1976). Der Begriff der Möglichkeit.  In (492-498) Logik, Sprache, Philosophie. Stuttgart: Reclam.
     



    Aus denQualitaets- und Wahrheitsmedien ..." []

    Zeitreisen sind möglich
    "Raum und Zeit : Sind Zeitreisen möglich?   "  ..." [faz 09.04.2010]



    Politik  ..." []



    Könnte in der Wissenschaft

    "Warum uns mit dem Alter Wörter schlechter einfallen

    • "Dabei wurde deutlich: Beide Altersgruppen waren zwar gut darin, Begriffe zu finden. Die Jüngeren waren jedoch etwas schneller. Der Grund dafür könnte in den unterschiedlichen Hirnaktivitäten liegen. Bei den Jüngeren waren zum einen nicht nur die Sprachareale selbst aktiver."
    • "Warum sich diese Aktivitätsmuster mit dem Alter verschieben, ist bislang nicht vollständig geklärt. Eine Theorie ist, so Martin, dass man sich im Laufe der Jahre mehr auf das Sprachwissen verlasse, das man habe, sodass der Austausch zwischen Netzwerken in den Fokus rückt, während sich jüngere Menschen stärker auf ihr schnelles Arbeitsgedächtnis und kognitive Kontrollprozesse verlassen. „Auf der strukturellen Ebene könnte außerdem der Abbau von grauer Hirnsubstanz eine Rolle spielen, der durch den Austausch zwischen den Netzwerken kompensiert wird“, sagt Martin."
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    Begriffsverschiebebahnhöfe zur Möglichkeit auf Wikipedia
    Möglichkeit wird auf Realisierbarkeit und Realisierbarkeit auf Durchführarbkeit = Machbarkeit verschoeben.
    "Möglichkeit (von althochdeutsch mugan/magan „können“, „vermögen“, „mögen“; griechisch .....  dýnamis, lateinisch possibilitas, daher als Fremdwort Possibilität) ist die Realisierbarkeit eines Gegenstands, Vorgangs oder Zustands im praktischen oder theoretischen Sinne. Möglichkeit ist in der Philosophie eine der drei Modalitäten des Seins neben dem Wirklichen und dem Notwendigen.
      Machbarkeit (auch Handhabbarkeit und Bewältigbarkeit genannt) im eigentlichen Sinne bedeutet technische oder wirtschaftliche Durchführbarkeit, d. h. eine Anforderung oder ein Projektziel steht in Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, rechtlichen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Fachgebiets.
        Bei der Frage nach der Machbarkeit können auch wirtschaftliche Aspekte mit einbezogen werden. Man kann prüfen, ob die Finanzierung ausreicht, um das Projekt zu realisieren und ob es begründbare Aussichten auf Ertrag oder Gewinn gibt. Schließlich kann der Ausdruck „Machbarkeit“ auch im Sinne von Durchführbarkeit verwendet werden. Dass etwas machbar ist, bedeutet dann, dass auch die Rahmenbedingungen (z. B. vorhandene Kapazitäten, gesetzliche Rahmenbedingungen) dem Vorhaben nicht entgegenstehen.
     


    Literatur (Auswahl)
    Meinong () https://archive.org/stream/in.ernet.dli.2015.358233/2015.358233.Uber-Moglichikit#page/n15/mode/2up



    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Querverweise
    Standort: Begriffsanalyse möglich.
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    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen.
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Begriffsanalyse möglich. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BA_moegl.htm
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    korrigiert: Rechtschreibprüfung 03.07.2021



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    07.06.18    angelegt und erstmals ins Netz gestellt.