Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=18.03.2015 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 10.02.17
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Anfang_Allg. Krit. Persönlichkeitstörungen ICD-10_Überblick_Relativ Aktuelles _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_Region__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Diagnostik und Differentialdiagnostik, Bereich Persönlichkeitsstörungen, und hier speziell zum Thema:

    Allgemeine Kriterien für (alle) Persönlichkeitsstörungen ICD-10 F60.x
    - Darstellung und Kritik -

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen.



    * Vorbemerkung * Darstellung der allgemeinen Kriterien * Kritik der allgemeinen Kriterien * Zusammenfassung * Anhang *

    Vorbemerkung
    Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung ist oft eine schwere Belastung für eine PatientIn, die ihr lebenslang zu schaffen machen kann. Im forensischen Bereich eröffnet sie den Zugang  zum 4. Eingangsmerkmal der §§ 20, 21 StGB einer sog. "schweren anderen seelischen Abartigkeit" und damit für dauerhaftes Verschwinden in den dunklen Ort der Psychiatrie (Prantl), dem Maßregelvollzug. Und seit einiger Zeit ist man sogar dabei, diese schwere Diagnose schon für Kinder und Jugendliche zu eröffnen. Wer glaubte, die "wissenschaftliche" Abteilung der Psychiatrie würde den Problemen im DSM-5 endlich auf den Grund gehen, wird enttäuscht und ernüchtert feststellen müssen, dass das DSM-5 nicht etwa besser, sondern schlechter wurde. Soweit PsychologInnen und PsychotherapeutInnen bei den Klassifikationssystemen mitgewirkt haben, sind diese natürlich mitverantwortlich.
        Hinsichtlich Behandlung und Therapie leidet das Grundkonzept an einem unauflösbaren Grundwiderspruch: Wenn zum Begriff der Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörung die Stetigkeit oder Konstanz und Unveränderlichkeit der Wesensmerkmale über die Zeit gehört, dann sind solche konstanten Merkmale per definitionem nicht veränder- und damit auch nicht behandelbar. Was man machen kann, habe ich an der verlinkten Stelle ausgeführt ( J ausgleichen, J kontrollieren, J lernen, J vorbeugen > Zum Thetapräfix).



    Darstellung der Allgemeinen Kriterien
    Aus: Dilling, Horst &  Freyberger H. J. (2008, Hrsg.), S. 234ff
     
    "F60 spezifische Persönlichkeitsstörungen
    Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens der betroffenen Person, die nicht direkt auf eine Hirnschädigung oder -krankheit oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen sind. Sie erfassen verschiedene Persönlichkeitsbereiche und gehen beinahe immer mit ausgeprägten persönlichen Leiden und sozialen Beeinträchtigungen einher. Persönlichkeitsstörungen treten meist in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenenalters weiter.

    Diagnostische Kriterien

    G1. Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben («Normen») ab. Diese Abweichung äußert sich in mehr als einem der folgenden Bereiche:

    1. Kognition. (d.h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen);
    2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion);
    3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung;
    4. Die Art des Umganges mit anderen Menschen und die Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen.
    G2. Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation).

    G3. Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind dem unter G2. beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.

    G4. Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.

    G5. Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder der Kapitel F5 und F7 neben dieser Störung existieren oder sie überlagern.

    G6. Eine organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns müssen als mögliche Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden (falls eine solche Verursachung nachweisbar ist, soll die Kategorie F07 verwendet werden)." 



    Kritik der Allgemeinen Kriterien

    Zum Wesen der grundlegenden und fatalen methodologischen Fehlleistungen in der Psychiatrie gehört, dass das gesamte psychopathologische Haus erst im ersten Stock bei den Symptomen beginnt und damit quasi in der Luft hängt (> DSM-5, Daten-Fehler). Genau dieser fatale Fehler zeigt sich in der Wissenschaftspoesie der Beschreibung der Persönlichkeitsstörungen mit einer Vielzahl unbestimmter "Begriffe", besser Worthülsen. Nämlich im Einzelnen:
     
    "Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit" 
    _
    Zirkulär vom Typ ein Kreis ist ein Kreis. Drei Begriffe bleiben unbestimmt: schwere, Störung und Persönlichkeit. (3 Fragen, Sum = 3)
    _
    "Sie erfassen verschiedene Persönlichkeitsbereiche und gehen beinahe immer mit ausgeprägten persönlichen Leiden und sozialen Beeinträchtigungen einher." Fünf Begriffe bleiben unbestimmt: Persönlichkeitsberei- che, beinahe immer, ausgeprägt,  persönliches Lei- den, soziale Beeinträchtigungen (5 Fragen, Sum = 8)
    _
     
    "Persönlichkeitsstörungen treten meist in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenenalters weiter." was heißt "meist"? Und wie "erscheinen" sie denn?
    (2 Fragen, Sum = 10) 
    _
    _
    Diagnostische Kriterien
     
    "G1. Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben («Normen») ab. Diese Abweichung äußert sich in mehr als einem der folgenden Bereiche:"
    _
    Was sind "charakteristische und dauerhafte innere Erfahrungs- und Verhaltensmuster"?
    Wie lange müssen sie "andauern"?
    Was heißt es genau "insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben («Normen»)" abweichen? Welche Bezugsgruppe?  (6 Fragen, Sum = 16)
    _
    G1.1 "Kognition. (d.h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen);" Was sind "entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen"?
     (4 Fragen, Sum = 20) 
    _
    G1.2 "Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion);" Wie werden Abweichungen der "Variationsbreite, In- tensität und Angemessenheit der emotionalen An- sprechbarkeit und Reaktion" festgestellt?  (5 Fragen, Sum = 25)
    _
    G1.3 "Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung;"
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    _
    Wie werden Abweichungen von "Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung" festgestellt?  (2 Fragen, Sum = 27)
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    G1.4 "Die Art des Umganges mit anderen Menschen und die Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen."  Wie stellt man Abweichungen der "Art des Umganges mit anderen Menschen und die Handhabung zwischen- menschlicher Beziehungen" fest?  (2 Fragen, Sum = 29)
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    "G2. Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation)." Wann sind viele persönliche und soziale Situationen viel? Was genau bedeutet "unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig"? Wie werden nicht begrenzte spezielle auslösende Stimuli erfasst? Was sind keine bestimmten Situationen?  (6 Fragen, Sum = 35)
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    "G3. Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind dem unter G2. beschriebenen Verhalten zuzuschreiben."
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    Wie wird der persönliche Leidensdruck oder der nachteilige Einfluss, der dem beschriebenen Verhalten zuzuordnen ist, festgestellt? Ab wann zählt es (cut off)?  (3 Fragen, Sum = 38)
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    "G4. Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat."
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    Wie ist der "Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat" genau zu führen?  (3 Fragen, Sum = 41 )
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    "G5. Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder der Kapitel F5 und F7 neben dieser Störung existieren oder sie überlagern." Worin genau besteht das Ausschlussverfahren und welche Methoden können hierbei angewendet werden (da ja nicht alle möglichen Störungen berücksichtigt werden können)? Wie sind andere, daneben oder überlagernd bestehende episodische oder chronische Zustandsbilder differential zu diagnostizieren?  (2 Fragen, Sum = 43)
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    "G6. Eine organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns müssen als mögliche Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden (falls eine solche Verursachung nachweisbar ist, soll die Kategorie F07 verwendet werden)." Was genau ist zu tun, um eine "organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns" als Grund für die Abweichung auszuschließen? (3 Fragen, Sum = 46)
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    "Kommentar: Die Feststellungen von Gl. bis G6. sollten auf möglichst vielen Informationsquellen beruhen. Zwar ist es manchmal möglich, aus einem einzigen Interview mit den Betroffenen genügend Belege zu erhalten, aber als allgemeine Richtlinie sollte gelten, dass mehr als ein Interview mit den Betroffenen sowie Fremdanamnesen und Fremdberichte vorliegen sollen.
         Wenn nötig, wird die Entwicklung von Subkriterien zur Definition von Verhaltensmustern vorgeschlagen, die spezifisch für unterschiedliche Kulturen sind und soziale Normen, Regeln und Verpflichtungen betreffen (wie Beispiele für verantwortungsloses Handeln und Miss- achtung sozialer Normen bei der dissozialen Persönlich- keitsstörung).
        Bei der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung für Forschungszwecke ist die Feststellung eines Subtypus erforderlich. Bei ausreichenden Belegen dafür, dass die Betroffenen Merkmale mehrerer Kriteriengruppen erfüllen, kann mehr als ein Subtypus klassifiziert werden."
    Der erste Teil des Kommentars enthält sehr wichtige Hinweise, wenn gefordert wird: "Die Feststellungen von Gl. bis G6. sollten auf möglichst vielen Informations- quellen beruhen. Zwar ist es manchmal möglich, aus einem einzigen Interview mit den Betroffenen genügend Belege zu erhalten, aber als allgemeine Richtlinie sollte gelten, dass mehr als ein Interview mit den Betroffenen sowie Fremdanamnesen und Fremdberichte vorliegen sollen."
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    Zusammenfassung
    Auf alle 43 (bis G5) naheliegenden  - von insgesamt 46 - Fragen, hat die Psychiatrie keine klaren regelgeleiteten, operationalen Methoden und Verfahren als Antworten, sondern lediglich die individuelle Meinung, Mutmaßung oder das Dafürhalten anzubieten. Und genau deshalb kann es mit der Objektivität, Reliabilität und Validität in der psychiatrischen Diagnostik nichts werden. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun, es ist bestenfalls eine Ideensammlung, die auf dieser Stufe eher literarisch-wissenschaftslyrischen Charakter hat, auch wenn man ungefähr versteht, was gemeint ist. Meinen genügt aber nicht in der Wissenschaft und schon gar nicht, wenn massive Nebenwirkungen einer solchen Diagnose möglich sind. Man merkt hier sehr deutlich, dass es an elementarster methodologischer Kompetenz mangelt und keinerlei methodisches Problembewusstsein vorliegt. Damit stehen sowohl Epidemiologie als auch forensische Gutachten auf extrem unsicheren Boden.



     
    Jaspers zur Psychopathiediagnose
    "... Einen  Psychopathen durch die 'Diagnose' eines Typus festzulegen, ist gewaltsam und immer falsch. Menschlich aber bedeutet die Klassifikation und Festlegung des Wesens eines Menschen eine Erledigung, die bei näherer {>366}Besinnung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht. Das darf in aller erleuchtenden Begrifflichkeit charakterologischer Menschenauffassung nie vergessen werden."    Karl Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. A. 1948, S. 365f.



    Literatur (Auswahl)
    Literaturlisten > Selbst, > Biographik, GIPT, SKID, Literatur Psychodiagnostik und Differentialdiagnostik
    Die meisten Bücher über Persönlichkeitsstörungen beziehen sich unkritisch auf die Klassifikationssysteme und referieren sie lang und breit, aber ohne unsere 46 Fragen zu beantworten oder die Problematik zwischen dem "Erdgeschoss" (Daten Erleben und Verhalten) und dem Überbau (Symptom, Syndrom, Befund, Diagnose, Behandlung) in der Psychodiagnostik zu erkennen und angemessen zu bearbeiten. Ich gebe daher nur die zwei großen Klassifikationssysteme (ICD-10, DSM-5) und zwei kritische Autoren (Karl Jaspers, Hans Lieb) an, die sich kritisch mit dem Konzept der  Persönlichkeitsstörungen auseinandersetzen (Bemerkung von Jaspers zur  Psychopathie-Diagnose.
     
    • Dilling, Horst &  Freyberger H. J. (2008, Hrsg.). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Mit Glossar und Diagnostischen Kriterien ICD-10: DCR-10 und Referenztabellen ICD-10 vs. DSM-IV-TR. Herausgegeben von H. Dilling und H. J. Freyberger nach dem englischsprachigen Pocket Guide von J. E. Cooper. 4., überarb. Aufl. 2008 unter Berücksichtigung der German Modification (GM) der ICD-10. 533 Seiten, flex. Bern: Huber.
    • Falkai, Peter; Wittchen, Hans-Ulrich; Rief, Winfried;  Saß, Henning & Zaudig, Michael  (2014, Hrsg.) Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen - DSM-5 ®: Deutsche Ausgabe. Göttingen: Hogrefe Verlag.
    • Jaspers, Karl (1948) Psychopathologie. Berlin: Springer. [Erste Auflage 1913]
    • Lieb, H. (2014): Was geschieht eigentlich, wenn jemand jemandem die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ gibt? Psychotherapie im Dialog 15 (03), S. 22-26.
    • Lieb, H. (2012): Wie und wodurch sich mein therapeutisches Konzept über die Jahre verändert hat. In: Siegel, J., Schmelzer, D. und Mackinger, H. (Hrsg.): Horizonte der klinischen Psychologie und Psychotherapie. Festschrift für Hans Reinecker. Pabst, S. 208-214.
    • Lieb, H. (2009): Persönlichkeitsstörung aus systemischer Sicht. Zeitschrift Familiendynamik. 34. Jahrgang. Heft 1/2009. Seite 60-72.
    • Lieb, H. (1998): „Persönlichkeitsstörung“: Zur Kritik eines widersinnigen Konzeptes. Tübingen. DGVT-Verlag.
      • Best, Dieter (1999) „PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG” – ZUR KRITIK EINES WIDERSINNIGEN KONZEPTES Hans Lieb. (dgvt-Verlag, Tübinger Reihe 18) [PDF: URL geändert, daher entlinkt]
    • Menne, Albert (1990, 3.A.). Einführung in die Methodologie. Elementare allgemeine wissenschaftliche Denkmethoden im Überblick. Darmstadt: WBG.




    Links (Auswahl: beachte)
      Persönlichkeitsstörungen nach einheitlichem Analyseformat:
      • Paranoide Persönlichkeitsstörung im ICD-10 F60.0. Darstellung und Kritik
      • Dissoziale Persönlichkeitsstörung im ICD-10 F60.2. Darstellung und Kritik.
    • Persönlichkeitsstörung" Zur Kritik eines widersinnigen Konzepts. Die Kritik von Hans Lieb (1998).
    • Problematik und allgemeine Kriterien der Konzeption von Persönlichkeitsstörungen.
    • Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV.
    • Dependente Persönlichkeitsstörung DSM-IV 301.6 Kriterien kurz. ICD10 (F60.7 Diagnostische Leitlinien und Forschungskriterien.
    • Histrionsische Persönlichkeitsstörung und narzisstische Persönlichkeitsstörung.
    • Persönlichkeitsstörungen schon bei Kindern und Jugendlichen?
    • Überblick Diagnostik in der IP-GIPT. Darin: Literatur Psychodiagnostik und Differentialdiagnostik.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten: > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Methodologie
       
      Methodisch vorgehen heißt, Schritt für Schritt, ohne Lücken, von Anfang bis Ende, Wege und Mittel zum (Erkenntnis-) Ziel angeben. 
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      Albert Menne (1992), schreibt in seinem vortrefflichen Werk [IV-PDF] S. 2f:
      "Die Methodologie, die Lehre von den Methoden, hat jedoch nicht solche praktischen Methoden zum Gegenstand, sondern sie behandelt wissenschaftliche Methoden, genauer gesagt, Methoden, die als Ziel die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse haben.
          Von der Methodologie zu unterscheiden ist die Methodik. Sie ist ein Zweig der Pädagogik und behandelt Lehr- und Lernmethoden.
          Nun ist natürlich die Methode der Erkenntnisgewinnung in der Physik eine andere als in der Germanistik. Fast jede Wissenschaft besitzt ihre eigene Methode. Aber es gibt gewisse methodische Verfahren, die für alle Wissenschaften von Bedeutung sind, Methoden, die ein Vorgehen, das wissenschaftlich sein will, stets mehr oder weniger berücksichtigen sollte. Diese allgemein-wissenschaftlichen Methoden sind Gegenstand der allgemeinen Methodologie, die ein Zweig der allgemeinen Wissenschaftslehre oder Wissenschaftstheorie ist.
          Die Methodologie ist in diesem Sinne keine streng formale, sondern eine pragmatische Wissenschaft, d. h., sie hat es mit menschlichem Handeln zu tun: sie gibt dem Menschen gewisse Handlungsanweisungen, wie er sein Erkenntnisstreben ordnen soll, welche Hilfsmittel er einsetzen soll, um wissenschaftliche Erkenntnisse wirksam gewinnen zu können.
          0.02 So definiert Christoph Sigwart (1830 - 1904) in seiner Logik (2. Auflage, Bd. II, Seite 3):
      Die Methodologie hat die Aufgabe, Anweisung zu dem Verfahren zu geben, mittels dessen von einem gegebenen Zustande unseres Vorstellens und Wissens aus durch Anwendung der uns von Natur zu Gebote stehenden Denktätigkeit der Zweck, den das menschliche Denken sich setzt, in vollkommener Weise, also durch vollkommen bestimmte Begriffe und vollkommen begründete Urteile erreicht werden könne.
      Wenn ich auch nicht für jeden Einzelausdruck dieses Satzes die Haftung übernehmen möchte, so vermittelt er doch in etwa einen zutreffenden Eindruck von dem, was Methodologie soll. Da darin von Begriffen die Rede ist, möchte ich den Begriff der Methode selbst vorführen in den verschiedenen begrifflichen Prägungen einiger Philosophen.
          0.03 Nach Immanuel Kant (1724 -1804) heißt Methode die Art und Weise, wie ein gewisses Objekt, zu dessen Erkenntnis sie anzuwenden ist, vollständig zu erkennen sei.
          0.04 Nach Jakob Friedrich Fries (1773 -1843) heißt Methode die an notwendige Regeln gebundene Handlungsweise. (System der Logik, Seite 508.)
          0.05 Johann Friedrich Herbart (1776 -1841) versteht unter Methode die allgemeine Angabe der Art und Weise, aus Prinzipien etwas herzuleiten. (Einleitung in die Philosophie, § 13.)
          0.06 Konstantin Gutberiet (1837 -1928) nennt Methode eine solche Zusammenordnung der Mittel, daß durch dieselbe das Ziel am besten erreicht wird. (Logik, Seite 136.)
          0.07 Benno Erdmann (1851 -1921) erklärt Methode als die Art und Weise einer Wissenschaft, gültige Urteile über ihren Gegenstand zu gewinnen. (Logik I, Seite 11.)
          0.08 Bei Rudolf Stammler (1856 -1938) ist Methode der Inbegriff von Regeln, nach denen in grundsätzlicher Weise ein gewisser Stoff des Erkennens oder des Wollens im Sinne einer einheitlichen Einsicht bestimmt und gerichtet wird. (Lehre vom richtigen Recht, Seite 349.)
          0.09 Walter Dubislav (1895 -1937) definiert: Jede Art des Gebrauchs, die man von einem Gegenstande macht, um ein Ziel zu erreichen, heißt eine Methode.
          Diese sieben Begriffsbestimmungen lassen zwar in etwa erahnen, daß stets ungefähr das gleiche gemeint ist. Sie lassen aber auch die Schwierigkeiten der Definition von „Methode" erkennen. Andererseits führen sie uns so in die Methodologie selbst ein, da ja gerade das Problem der Definition ein grundlegendes Kapitel der Methodologie darstellt."
      __
      Methodik
      Dieser Interpretation kann ich nicht folgen, hier erscheint der Ausdruck Didaktik besser. Methodik bedeutet in meinem Verständnis das in einem Bereich oder in einer Anwendung jeweils zur Verfügung stehende Instrumentarium an Methoden, also Methodik der experimentellen Psychologen, Methodik der JuristInnen, Methodik der Interpolation usw.
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      Eisler im Wörterbuch der philosophischen Begriffe [Zeno]:
      [669] Methodenlehre (Methodologie) ist jener Teil der Logik (s. d.), der die allgemeine Methodik des Forschens (Definition, Beweis u.s.w.) und die speciellen Methoden der Einzelwissenschaften im Hinblick auf den logischen Wert und die logische Richtigkeit, Zweckmäßigkeit derselben untersucht: Die Methodenlehre ist Analyse und Kritik des wissenschaftlichen Verfahrens. ..."
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    Querverweise
    Standort: Allgemeine Kriterien Persönlichkeitsstörungen.

     Überblick Diagnostik in der IP-GIPT.

      Überblick forensische Psychologie.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Diagnostik site: www.sgipt.org. 
    *
    Information für Dienstleistungs-Interessierte.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörungen ICD-10. Darstellung und Kritik. Aus unserer Abteilung Diagnostik und Differentialdiagnostik. Probleme der Psychodiagnostik. IP-GIPT Erlangen: https://www.sgipt.org/diagnos/PPSPAe/AllKriPS.htm
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      Ende Allg. Krit. Persönlichkeitsstörungen ICD-10_Überblick_Relativ Aktuelles _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_ Archiv_ Region_ Mail:_sekretariat@sgipt.org_ _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    korrigiert: 10.02.2017 irs


    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    10.02.17    Linkprüfung, kleine Korrekturen.
    08.02.16    Kommentar nachgetragen.
    01.06.15    Verlinkt zu Grundsatzkritik von Hans Lieb.
    19.03.15    Link zu den dissozialen Persönlichkeitsstörungen (F60.2).
    18.03.15    angelegt, Linkfehler geprüft (keinen gefunden).