Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=16.12.2009 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 09.02.19
Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20    D-91052 Erlangen
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Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und integrative Psychotherapie, Abteilung Wissenschaft, Bereich Faktorenanalyse, Rubrik Generalfaktormodellm und hier speziell zum Thema:
Generalfaktoren in Intelligenztesten
AID, BIS, HAWIE, IST70, LPS

von Rudolf Sponsel, Erlangen

Zwei neue Generalfaktorergebnisse zum SPM.

Zusammenfassung - Abstract - Summary. Anlässlich einer kanonischen Korrelationsanalyse zwischen Verbal- und Handlungsteil des HAWIE kam ich mehr oder minder zufällig dazu, mir die Eigenwerte des HAWIE näher anzusehen. Völlig überrascht und im Gegensatz zur faktorenanalytischen Intelligenz-Literatur (z.B. Pawlik) musste ich feststellen, dass hier eine für praktisch-empirische Verhältnisse ziemlich perfekte Generalfaktor-Struktur vorliegt. Eine solche ideale Generalfaktorstruktur hatte ich bislang für den Bereich Psychologie nur durch eine Modell-Simulation für einen Extraversionstest konstruieren können.
    Wie man sieht, zeigen die Korrelationsmatrizen beider Altersgruppen des HAWIE jeweils einen einzigen großen und dominierenden Eigenwert, der bei den Jüngeren 57,43% und bei den Älteren 58,97% der Varianz ausschöpft, während alle anderen 9 Eigenwerte deutlich unter 1, und nur zwischen 2 und 9% Varianzanteile aufbringen: Eigenwertstruktur 20-34 jährige: 57.43% 8.71% 6.99% 5.90% 5.28% 4.29% 3.49% 3.29% 2.61% 2.03%;  Eigenwertstruktur 35-49jährige: 58.97% 7.25% 6.72% 5.65% 4.87% 4.38% 4.06% 3.22% 2.66% 2.22%.
    Es kann also keinerlei Zweifel geben, dass hier ein Generalfaktormodell im Sinne Spearmans vorliegt. Unerklärlich ist mir, weshalb dieser Befund so lange in der faktorenanalytischen Intelligenzliteratur unendeckt oder unbeachtet blieb. Spearman ist also keinewegs als widerlegt anzusehen, wie Pawlik meinte, sondern er ist durch die Eigenwertanalyse des HAWIE im höchsten Maße als bestätigt anzusehen. Aber natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der HAWIE den Merkmalsraum "der" Intelligenz repräsentiert.

Korrelationstabellen HAWIE mit ihren Eigenwerten absolut und in %

    Im Zuge dieses überraschenden Befundes habe ich mehrere andere Intelligenztests einer Eigenwertwertanalyse unterzogen und kann an dieser Stelle mitteilen, dass sich ähnliche Generalfaktormodelle beim BIS 4, Berliner Intelligenz Strukturtest (Eigenwertstruktur in Varianzprozent: 65.89% 9.72% 7.47% 6.32% 5.74% 4.85% 0.04%), LPS, Leistungs-Prüf-System (Eigenwertstruktur in Varianzprozent: 50.63% 8.28% 7.67% 6.39% 5.11% 4.06% 3.94% 3.47% 3.16% 2.77% 2.19% 1.49% 0.85%). Nicht ganz so klar und deutlich sind die dominanten Eigenwerte beim AID, Adaptives Intelligenz-Diagnostikum (Eigenwertstruktur in Varianzprozent: 38.81% 10.59% 8.69% 6.87% 5.32% 5.13% 4.69% 4.48% 3.88% 3.25% 3.05% 2.72% 2.52%) und beim IST70, Intelligenz-Struktur-Test 70 (Eigenwertstruktur in Varianzprozent: 38.64% 13.23% 10.15% 8.35% 7.43% 6.62% 6.15% 5.36% 4.08%).
    Ziemlich sicher kann also über BIS 4, HAWIE und LPS gesagt werden, dass den Korrelationsmatrizen dieser Intelligenztests ein Generalfaktormodell zugrunde liegt.

Eigenwertstrukturen beim AID. BIS, HAWIE, IST70 und LPS im vergleichenden Überblick

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Eigenwertstudien zu den Standard-Progressive-Matrices (SPM) - Zwei neue Generalfaktorergebnisse
Im Rahmen einer forensisch-psychopathologischen Untersuchung wurde ich mit einem SPM-Ergebnis konfrontiert, das mich anregte, das Manual von Kratzmeier & Horn bei Beltz-Test (1988, 2. überarb. Auflage) einzusehen. Dabei stieß ich auf zwei sehr interessante Korrelationsmatrizen (S. 25), die ich einer Eigenwertanalyse unterzog. Die beiden sehr großen Eigenwerte liefern zwei Beispiele für zwei Generalfaktoren. Im ersten Fall zeigt sich, dass die SPM-Intelligenz schichtunabhängig ist. Im zweiten Fall zeigt sich, dass die SPM-Intelligenz auch weitgehend altersunabhängig ist. Die beiden kleinen negativen Eigenwerte sind sehr wahrscheinlich durch nur zwei Nachkommastellen rundungsfehlerbedingt und spielen keine ernsthafte Rolle. Bei multivariater Weiterverarbeitung ist eine Korrektur aber sehr zu empfehlen, weil sonst unkalkulierbare Entgleisungen auftreten können (nicht müssen).

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Literatur (Auswahl)

Links (Auswahl: beachte)

Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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BIS Korrelationen

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Pawlik, Kurt (1968). Dimensionen des Verhaltens. Bern: Huber. Pawlik fürt S. 22f aus: "Dieses General Faktormodell stellte eine erste Grundlage für eine eingehende Analyse der Interkorrelationen psychologischer Tests dar, und SPEARMANs zahlreiche Arbeiten (s. SPEARMAN, 1927) gaben in der Folge den Anstoß zu einer beträchtlichen Intensivierung der psychologischen Korrelationsforschung. Sie entfachten aber auch eine lebhafte und kritische Diskussion, die sich nur zum Teil auf das Generalfaktormodell selbst richtete, vielfach aber dem Faktormodell in der Psychologie überhaupt galt. Wenn SPEARMANs Modell in seinen speziellen Annahmen heute auch als widerlegt gelten muß, ist sein Verdienst um die moderne Intelligenzforschung und die Entwicklung ihrer vordringlichen Methode, der Faktorenanalyse, historisch nicht hoch genug einzuschätzen.
    Zur Widerlegung von SPEARMANs These der Allgemeingültigkeit des Generalfaktormodells trug die Tatsache bei, daß in zunehmendem Maße Korrelationsmatrizen bekannt wurden, die nicht aus einem einzigen gemeinsamen Faktor erklärt werden konnten. Bereits im Jahre 1909 machte der englische Psychologe Sir Cyril BURT (1883 —     ) schwerwiegende Bedenken gegen das Generalfaktormodell geltend und schlug an seiner Stelle ein Gruppenfaktormodell vor, das neben den spezifischen Faktoren mehrere allgemeine Faktoren (statt eines einzigen) vorsah (BURT, 1909, 1914). Wenn auch zunächst wenig beachtet, war damit der allgemeine Rahmen für die Weiterentwicklung der faktorenanalytischen Forschung in der Psychologie gesetzt. Im Jahre 1931 gab der amerikanische Psychologe Louis L. THURSTONE (1887-1957) in seinem Aufsatz ,,Multiple factor analysis" im Psychological Review (THURSTONE, 1931) die erste Darstellung einer Weiterentwicklung dieses Gruppenfaktormodclls, des sog. Modells mehrerer gemeinsamer Faktoren, das bald zu dem Modell psychologischer F'aktorenforschung wurde. (Die ersten Ansätze dazu lassen sich bei THURSTONE bis in das Jahr 1922 zurückverfolgen; s. ADKINS, 1964). Von allen Theoretikern der Faktorenanalyse war zweifelsohne THURSTONE [<22] am einflußreichsten, und es ist sein Verdienst, wenn sich die psychologische Forschung heute in wachsendem Maße mehrdimensionaler Verhaltensmodelle wie der Faktorenanalyse mit Erfolg bedient."
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Querverweise
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Zitierung
Sponsel, Rudolf  (DAS). Generalfaktoren in Intelligenztests: AID, BIS, HAWIE, IST70, LPS, SPM. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/fa/gf-fa/GFA-IQT.htm
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