Extraversion
Konstruktion und faktorenanalytische Konstruktion eines
eindimensionalen Modells
mit einem Vergleich obliquer und orthogonaler Faktorenanalyse
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Einführung: Extraversion ist ein Begriff, der ein Persönlichkeitsverhalten charakterisiert. Er bedeutet grob, dass eine Persönlichkeit in ihrem Verhalten nach außen orientiert ist und sich vielfältig äußert und darstellt, offen und durchlässig ist. Gegenbegriff: Introversion: nach innen gekehrt, zurückhaltend, scheu, gehemmt, schüchtern, verschlossen. Für die Operationalisierung und Erfassung der Extraversion bzw. Extravertiertheit stellt sich die Frage, ob das Konstrukt ein- oder mehrdimensional zu denken ist. Dies wirft die grundsätzliche Frage nach der Dimensionalität in der Psychologie auf. Sie ist bis heute nicht befriedigend gelöst, dank auch des besonderen Unvermögens der FaktorenalytikerInnen und des von ihnen erzeugten unübersichtlichen Chaos'.
Ein eindimensionales Extraversions-Modell
Aus allgemein-integrativer psychologischer Sicht ist Extraversion in seinem Bedeutungskern als eindimensional zu verstehen. Dieser eindimensionale Extraversionskern äußert sich operational in verschiedenen psychischen Funktions-Lebensbereichen, z.B. wie folgt konzipiert:
Hier wird der Extraversionskern
eindimensional als Common-Factor gedacht, der in allen Operationalisierungen
der
Specific-Factors enthalten ist.
Wie müßte
ein Faktorenmodell, das diese Ideen erfüllt, aussehen ?
Wenn sich ein und dieselbe Extraversion in den verschiedenen Erlebens-
und Verhaltensbereichen zeigt, dann muß es einen in allen Operationalisierungen
wirksamen Common-Factor geben und für die spezielle Operationalisierung
einen Specific-Factor. Gesucht ist damit ein Modell, das diese Bedingungen
erfüllt. Das folgende durch gezieltes Probieren entwickelte Realmodell
ist in dieser Weise interpretierbar.
Anmerkungen: (1) Zur Interpretation der Faktorladungen. (2) Für alle Modelle dieser Art ist das orthogonale Modell ungeeignet. Ein solches Modell muß also schiefwinklig ("oblique") sein.
Querverweis: Kollinearitäts-,
Eigenwert- und Faktorenanalysen einer Korrelationsmatrix von Revenstorf
der 16 Extraversionsfragen nach Brengelmann & Brengelmann.
Ist
Extraversion multifaktoriell bedingt oder die Faktorenanalyse ein falsches
Modell?
Siehe auch: Axiome und
Konstruktionsprinzipien Differentieller Psychologie der Persönlichkeit.
Neue Ergebnisse (5.6.6): Durch Manipulation der Hauptdiagonale läßt sich ein einziger Generalfaktor "Extraversion" erzeugen, der die gesamte obere und untere Dreiecks-Matrix der Korrelationsmatrix praktisch perfekt zu repruduzieren gestattet.
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Extraversion
vs. Introversion, Auszug aus Thomas Städtler Lexikon
der Psychologie, Kröner 1998:
"Extraversion vs. Introversion ein Kzpt.-Paar,
das ursprünglich von C. G. Jung (1921) begründet worden ist u.
innerhalb der akadem. Ps. v. a. in der persönlichkeitstheoret. Faktorentheorie
von H. J. Eysenck (1947ff.) wichtig geworden ist. Der Extravertierte ist
im Unterschied zum Introvertierten ausgezeichnet durch größere
Geselligkeit u. Impulsivität, er zeigt auch eine stärkere Suche
nach intensiven Stimuli, neigt deshalb stärker zu Drogen u. zur Nikotinsucht
u. zu einem intensiveren u. variantenreicheren Sexualverhalten mit wechselnden
Partnern. Eine Darstellung der Korrelate von E./I. mit Indikatoren sozialen
Vhs. gibt Wilson (1981); zum Überblick über die faktorenanalyt.
Untersuchungen verschiedener Autoren zum E.-Begriff vgl. Carrigan (1960);
Cattell (1964) weist darauf hin, dass der E.-Begriff Eysencks nur bedingt
mit seinem (Cattells) E.-Begriff vergleichbar sei.
Das eigentl. der -> differentiellen Psychologie entstammende Kzpt.
E.
vs. I. hat - wegen seiner allgemeinps. Fundierung - auch in der modernen
Grundlagenforschung große Bedeutung erhalten. Grundidee dieser allgemeinps.
Fundierung ist Eysencks Postulat einer leichteren Konditionierbarkeit
der Introvertierten. In Situationen, die mit Schmerz o. Furcht assoziiert
werden, bilden Introvertierte schneller Vermeidungsreaktionen aus als Extravertierte;
in der Sozialisierung sind diese darum angepasster u. unauffälliger,
während die Extravertierten spontaner u. ungehemmter sind u. eine
größere Aktivität entfalten. In späteren Theorien
wird allerdings hervorgehoben, dass die bessere Konditionierbarkeit der
Introvertierten nur vorliegt, wenn die Aufgaben eher leichter als schwerer
sind u. der Einfluss arousalerhöhender Situationsbedingungen eher
geringer als stärker ist. ... ..."
Extraversion aus C.G.Jung Definitionen (1921) in Typologie (dtv TB Ausgabe 1990, S.139):
Extraversion im Wörterbuch Jungscher Psychologie von Samuels, Shorter & Plaut bei dtv (1991, S. 224)
Extravertiert aus Hehlmann (1965) Wörterbuch der Psychologie:
Extravertierter Typus aus Arnold, Eysenck, Meili (1987). Lexikon der Psychologie:
Extraversion/ Introversion aus dem dtv Wörterbuch zur Psychologie von W.D. Fröhlich (1994):
Extraversion/ Introversion von H. Häcker in Dorsch' Psychologisches Wörterbuch (1994):
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unübersichtliches Chaos.
Die Faktorenanalyse hat nicht zur Reduktion oder Klarheit von irgendwas
beigetragen, sondern alles undurchsichtiger gemacht und vervielfacht. Der
Reduktionsfuror hat sich im Ergebnis also umgekehrt, was auch damit zu
tun hat, daß FaktorenanalytikerInnen die Bedeutung kleiner Eigenwerte
oft gar nicht verstehen. Seit Entwicklung der Faktorenanalyse (1904)
ist die Zahl der Faktoren, Modelle und Methoden völlig unübersichtlich
geworden und das Chaos viel größer als je zu vor (mehr
hierzu).
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<suchbegriff site:www.sgipt.org>
Beispiel: <Extraversion
site:www.sgipt.org>
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korrigiert: irs 05.06.2006