In memoriam Walter Toman 28.09.2025
Eleven Lines of Gratitude - Elf Zeilen der Dankbarkeit
| Eleven Lines of Gratitude I’ll be deep underground before too long
 2003 Walter Toman | 
| Adrienne Trubel Toman Elf Zeilen der Dankbarkeit: Ich werde bald schon tief im Untergrund der Erde sein.
 | Christina und Thomas Bogensberger Elf Zeilen (in) Dankbarkeit: Ich werde bald schon tief unter der Erde sein.
 | Theodor Scheufele Elf Zeilen der Dankbarkeit Nicht lang mehr, dann werde ich tief unter der Erde sein
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| Irmgard Rathsmann-Sponsel Elf Zeilen der Dankbarkeit Ich werde bald schon tief unter der Erde sein
 | ChatGPT (freiere Übersetzung) Elf Zeilen des Dankes Nicht lange mehr, und ich ruhe tief im Erdreich.
 Doch, glaubt mir: Er gleicht fast jedem anderen Tag –
 Aus tiefstem Herzen danke ich euch
 | die erste deutsche Google Übersetzung Elf Zeilen der Dankbarkeit Ich werde bald tief unter der Erde sein
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Interpretationen, Eindrücke, Gedanken
Adrienne Trubel Toman
 
| Mir geht es um die persönliche Verabschiedung, vom Leben und der
Welt, die mein Vater in diesen Zeilen anklingen lässt. Irgendwie ist Gedicht schon eine Ahnung des Abschieds, der jedem am Ende seines Lebens Angekommenem, bevorsteht. Google erkennt allerdings nur den merkwürdig bescheiden wirkenden Geburtstagswunsch- Aspekt. Aber es ist mehr als das, zumindest aus meiner Sicht: Es ist eine innere Schau auf das Gelebte: 
 All das klingt für mich heraus, in dem Versuch, es in dieser "Verdichtung" in Dankbarkeit unterzubringen. | 
| Aussagen des Gedichts Ich werde bald tief unter der Erde sein
 | 1. Werkorientierte Inhaltsangabe Vorahnung des nahenden Todes
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| 2. Leitmotive und Hauptthemen des Werkes. Nahende Todesahnung, Realisation Funktionsverluste, Geburtstag und freundlich, rücksichtsvolle Achtsame, die an ihn denken, womit die Beziehung zu Menschen im Mittelpunkt steht. Darauf könnte es letztlich ankommen; das jemand freundlich, rücksichtsvoll, achtsam an einen denkt. Das ist es, jedenfalls dann, wenn man den Tod kommen sieht, worauf es ankommen könnte. 3. Ausdrucksmittel: Sprache, Stil, Erwähnen und weg lassen, Dramaturgie
und Spannung.
 4. Besondere Analyse spezieller Themen.
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| Wie würdest du Walter Tomans Gedicht (2003) interpretieren? I’ll be deep underground before too long
 | Das Gedicht von Walter Toman wirkt wie ein schlichtes,
aber sehr eindringliches Altersgedicht – voller Demut, Dankbarkeit und
einer feinen Selbstironie. Ich würde es so interpretieren: Bewusstsein der Endlichkeit
 Selbstwahrnehmung im Alter
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| Überraschung über Zuwendung Besonders berührt ihn, dass Menschen seiner gedenken („mindful people care to think of me“). Hier klingt Überraschung und fast Ungläubigkeit mit: Warum eigentlich noch, wenn er sich selbst schon am Rand sieht? Relativierung des Geburtstags
 Dankbarkeit und Zweifel
 Deutung im Ganzen
 Formal-literaturwissenschaftliche Betrachtung – es lohnt sich, weil Toman es bewusst schlicht und unscheinbar wirken lässt, und gerade daraus entsteht seine Wirkung. 1. Form & Aufbau
 Freier Vers: Kein Reimschema, kein festes Metrum. Diese Prosanähe unterstreicht den Ton des „Gesprochenen“ – es klingt wie eine kleine Dankesrede, fast wie ein Brief. Syntax: Lange, verschachtelte Sätze mit Enjambements (Zeilenumbrüche mitten im Satz). Dadurch wirkt der Text wie ein Atemfluss, gleichzeitig brüchig, stockend. 2. Sprachliche Mittel
 Wiederholung und Variation: Er spielt mit der Ähnlichkeit und Verschiedenheit von Tagen („no different … no day is completely like another“). Diese kleine Paradoxie ist typisch für eine Altersweisheit: Das Leben ist sowohl repetitiv als auch einzigartig. Dankesformel: „I thank you from the bottom of my heart“ klingt konventionell, aber der Kontext macht sie existenziell. Offener Schluss: „May I be worth it. May you not regret…“ – Das Auslassungszeichen beendet das Gedicht nicht, sondern öffnet es. Es bleibt Schweben, Unsicherheit. 3. Wirkung Die formale Einfachheit (kein Reim, kein Pathos, fast Prosa) verstärkt die authentische Stimme eines alten Menschen. Es wirkt wie eine persönliche Ansprache, nicht wie ein „Kunstwerk“ im klassischen Sinn. Gerade dadurch erhält es eine tiefe Authentizität und Unmittelbarkeit. Man könnte sagen: Das Gedicht ist ein „Gegengedicht“ zur traditionellen Geburtstagslyrik, die meist feierlich oder lobend ist. Hier wird stattdessen Vergänglichkeit betont. 4. Einordnung Walter Toman (1920–2003) war Psychologe und Therapeut, nicht primär Dichter. Sein Schreibstil hier ist unprätentiös und wirkt eher wie eine existentielle Notiz. Formal erinnert es an die amerikanische free verse-Tradition (Whitman, Williams), aber in viel reduzierterer Form. Inhaltlich steht es in der Linie von späten Altersgedichten (z. B. Brechts Altersverse, Gottfried Benns späte Lyrik), die oft lakonisch und selbstreflexiv sind.  Zusammengefasst:
 Alternative Vergleichspartner
 Rainer Maria Rilke – „Herbsttag“ (1902)
 Johann Wolfgang Goethe – „Über allen Gipfeln ist Ruh“ (1780)
 Mascha Kaléko – „Zum Geburtstag“ (verschiedene Gedichte, z. B.
„Jeder bekommt den Geburtstag, den er verdient“)
 Hilde Domin – „Nicht müde werden“ (1962)
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korrigiert: irs 06.10.2025 / irs 28.09.2025