Ist das Ehepaar Schröder geeignet, ein dreijähriges Mädchen aus Rußland zu adoptieren?
Zweite Adoption 2006.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Der Sachverhalt. Im August wird bekannt, daß das Ehepaar Schröder ein dreijähriges Mädchen aus Rußland adoptiert hat. Einem Bericht von Spiegel-Online - wenn er denn stimmt - entnehme ich, daß das Jugendamt der Stadt Hannover die Anforderungen für Adoptionen in Deutschland deutlich heruntergespielt hat: Spiegel Online berichtet am 17.8.4: "Die Stadt Hannover betonte, dass für einen Bundeskanzler bei einer Adoption die gleichen Regeln gälten wie für jedermann. "Die Eltern, die ein Kind adoptieren wollen, müssen eine intakte Familie mit ausreichenden Einkommen bilden und natürlich einen festen Wohnsitz haben", sagte der Sprecher der Stadtverwaltung, Dieter Sagolla. Die Voraussetzungen müssten beim Kanzlerehepaar gegeben sein. "Sonst wäre ihnen die Adoption verweigert worden", betonte Sagolla." Diese Auskunft ist sicher eine gehörige Untertreibung. So einfach sind Adpotionen in aller Regel nicht.
Die Ehen des Ex-Kanzlers [dokumentiert
mit Bildern in "Bild"]
Erste Ehe: 1968-1970/71 als 24-jähriger Jura-Student mit der Bibliothekarin
Eva Schubach. Die Ehe blieb kinderlos.
Zweite Ehe: 1971-1983 als Juso-Chef mit der Lehrerin Anne Taschenmacher.
Keine Kinder.
Dritte Ehe: 1984-1997 als SPD-Chef in Hannover mit Hiltrud Hensen,
lebt mit „Hillu“, die zwei Töchter mitbringt.
Vierte Ehe: 1997 mit der „Focus“-Journalistin Doris Köpf, die
er 1996 kennenlernte, alleinerziehend war und ihre Tochter Klara
(13) mit einbringt.
Für und
Wider die Eignung zur Adoption
Die Adoptivmutter Doris Schröder-Köpf ist 41 Jahre, der Adoptivvater,
Gerhard Schröder, Bundeskanzler, ist 60 Jahre alt und damit viel zu
alt - genau mindestens 20 Jahre zu alt - für die Adoption eines dreijährigen
Mädchens, wenn man die Regeln
und Gepflogenheiten der Adoption in Deutschland bedenkt. Die rührselige
Seite dieser Geschichte kann man in "Bild"
nachlesen. Schröder hat als Bundeskanzler naturgemäß wenig
Zeit für die Adoptivtochter. Hinzu kommt, daß, wer so oft geschieden
wurde, wenig Stabilität
und Kontinuität, ein wichtiges Kriterium aus Sicht des Kindeswohls,
verheißt. Es gibt also mindestens drei gute Gründe, die Bundeskanzler
Schröder für die Adoption mindestens fraglich bis weniger geeignet
erscheinen lassen.
Warum das Jugendamt der Stadt Hannover dennoch zustimmte,
liegt auf der Hand. Es gab und gibt in Deutschland - wie auch sonst auf
der Welt - schon immer Gleiche und Gleichere für die die allgemeinen
Gesetze, Regeln und Gepflogenheiten nicht gelten. Das gilt offenbar in
besonderem Maße für Regierungsschefs und Staatsoberhäupter,
ob sie nun gute oder, wie gewöhnlich, schlechte Landesväter sind.
Viktoria hat es in der Familie Schröder wahrscheinlich nachhaltig
besser als in einem Waisenhaus oder Heim, wenn die Ehe der Schröders
lange genug hält. Nimmt man den Mittelwert der letzten beiden "reiferen"
von Schröders Ehen, so wären das immerhin rund 12 Jahre (wobei
von der vierten Ehe Schröders auch schon 7 Jahre vorbei sind). Das
mag bei dieser Zweierleimaßgeschichte ein Trost sein, wie vielleicht
die Möglichkeit, daß die "Lex Viktoria" auch anderen adoptionswilligen
älteren Ehepaaren neue und bessere Chancen eröffnet.
Links und Literatur zur Adoption: https://www.adoption.de/info_link.htm.
Adoption
rechtlich gesehen von Rolf
P. Bach: "
"Die untere Altersgrenze für Adoptiveltern ist auf 25 und 21 Jahre
für Ehepaare bzw. auf 25 Jahre für Alleinstehende herabgesetzt
worden, um zu erreichen, dass Säuglinge und Kleinkinder zu möglichst
jungen Eltern vermittelt werden (§1743 BGB). Eine obere Altersgrenze
kennt das deutsche Adoptionsrecht im Gegensatz zu vielen ausländischen
Rechtsordnungen nicht. Die sozialpädagogische Praxis schließt
jedoch aus der Forderung des Gesetzgebers nach einem natürlichen Eltern-Kind-Verhältnis,
dass Säuglinge und Kleinkinder nicht an Adoptiveltern vermittelt werden
sollten, die wesentlich älter als 35 bis 40 Jahre sind. Das schließt
ältere Ehepaare nicht von der Möglichkeit einer Adoption aus,
führt jedoch dazu, dass die Vermittlungsstellen solchen Bewerbern
nur ältere Kinder im schulpflichtigen Alter oder Jugendliche zur Aufnahme
vorschlagen."
Voraussetzungen zur Adoption: https://pfad-bv.de/bewerber/voraussetzungenAdoption.htm.
Paten: Pflege- und Adoptivfamilien: https://www.pan-ev.de/web/129?sid=26fb652f17d876c02e1ec7852e397751.
Adoptionen
in Russland. Wer gut zahlt, kriegt ein Kind. VON FLORIAN HASSEL(MOSKAU)
" ... Sicher verlaufen Adoptionen auch in Russland problemlos
- wie im Fall von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit seiner
Frau Doris Schröder-Köpf zwei Kinder aus Petersburger Heimen
adoptierte. Oft aber soll Geld den bürokratischen Prozess schmieren.
Der Autor, der im vergangenen Jahr mit seiner Frau ein russisches Kind
adoptieren wollte, wurde von der damaligen Vize-Leiterin des Moskauer Bildungsdezernates
zunächst in eine angeblich bevollmächtigte Anwaltskanzlei auf
Moskaus Prachtstraße Twerskaja geschickt. Der gängige Bestechungstarif
für die Adoption eines Kindes durch Ausländer: Zehn- bis fünfzehntausend
Euro, plus 5000 Euro für eine schnelle, positive Gerichtsentscheidung.
Der Autor verzichtete auf die Adoption. ... " [Mehr an der Quelle: FR
17.09.2006]
Zweite Adoption 2006 [Google zu Schröder Neue Adoption]
Die Nürnberger Nachrichten berichten am 18.8.6, S. 5: "Gerhard
Schröder, Exbundeskanzler (62) und seine Ehefrau Doris Schröder-Köpf
haben eine zweites Kind, einen kleinen Buben adoptiert. Das Baby stammt
wie seine adoptierte Schwester Viktoria aus der russischen Stadt St. Petersburg."
Unter Berufung auf die Bild-Zeitung berichtet Focusonline
am 17.8.6:
"Die „Bild“-Zeitung vom Donnerstag hatte berichtet, dass es sich um einen
kleinen Jungen aus St. Petersburg handelt, der noch kein Jahr alt ist.
Mit Stieftochter Klara, die aus einer früheren Beziehung von Doris
Schröder-Köpf stammt, sowie den beiden Kindern aus Russland leben
jetzt drei Kinder in der Familie des Altbundeskanzlers."
Die Welt berichtet hierzu u.a. am 17.8.6:
"Nach der ersten Adoption war eine Debatte um die genauen Abläufe
entbrannt, da es für jemanden im Alter des früheren Bundeskanzlers
in Deutschland eigentlich sehr schwierig ist, ein Kind aufzunehmen. Später
stellte sich heraus, dass Schröder mit dem russischen Präsidenten
Vladimir Putin über seine Adoptionspläne gesprochen hatte. Es
wurde spekuliert, dass Putin für den deutschen Freund die Beziehungen
in seiner Heimatstadt St. Petersburg nutzte. Viktoria lebte dort zuvor
in einem Waisenhaus." Die Zeitung liefert gleich noch eine Aufstellung
und Bildergalerie prominenter
Adoptiveltern mit.
Claudia Ehrenstein schreibt am 18.8.6 in der Welt: "Deutsche profitieren von Gesetzeslücke. Wenn Prominente ein Kind im Ausland adoptieren, ist das ein sensibles Thema. Ob Politiker oder Popstars - sie geraten schnell in den Verdacht, Popularität, Einfluss und persönliche Kontakte zu nutzen, um offizielle Wege zu umgehen. Berlin - Tatsächlich sind solche "Privatadoptionen" im Ausland nach deutschem Recht zwar legal. Sie verstoßen aber gegen eine internationale Konvention, das sogenannte Haager Adoptionsübereinkommen. "Das ist skandalös", sagt Jörg Reinhardt, Leiter der Zentralen Adoptionsstelle im Bayerischen Landesjugendamt. "Die Bundesregierung muss diese Gesetzeslücke endlich schließen." (Mehr an der Quelle) |
Ex-Bundeskanzler
nach einem Bericht des Stern zur Adoption [17.8.6] ...
"Er rede nicht darüber, wie seine Adoptivtochter Viktoria sein
Leben verändert habe, erklärte Schröder damals. "Das Privatleben
muss tabu sein." Auch Kinder von Politikern müssten die Chance haben,
ganz normal aufzuwachsen, in ganz normale Kindergärten und Schulen
zu gehen. Aber eines wolle er doch sagen, erklärte der Kanzler: "Wir
sind sehr glücklich mit unserer neuen Tochter. Sie hat sich unglaublich
schnell eingelebt, lernt rasend schnell. Glück heißt eben auch,
eine intakte Familie zu haben."
Zu Vorhaltungen, er und seine Frau Doris Schröder-Köpf
hätten die vorgeschriebene Altersgrenze als Adoptiveltern deutlich
überschritten, sagte Schröder im Jahre 2004: "Der
Vorwurf ist falsch. Das Bürgerliche Gesetzbuch kennt für
Adoptionen keine Altersgrenze." Die bestehenden Richtlinien seien rechtlich
nicht verbindlich. Angesichts der Tatsache, dass die Menschen immer älter
werden, sollte man darüber nachdenken, ob die Richtlinien zum Alter
der Eltern nicht geändert werden sollten. Seine Frau und er hätten
jedenfalls weder Privilegien gehabt noch in Anspruch genommen. Schröder:
"Ich wünsche all denjenigen, die sich um eine Adoption bemühen,
dass es klappt." [Mehr an der Quelle]
WELT AM SONNTAG (20.8.6): Gerhard Schröder adoptiert ein zweites Kind. Darf er das? von Britta Stuff. "Eigentlich ist gegen Gerhard Schröder nichts einzuwenden. Er ist nicht vorbestraft, er ist ganz sicher über 25 Jahre alt, und soweit wir wissen ist er in der Lage, ein Kind zu ernähren. Laut Gesetz darf er also Kinder adoptieren. Doch als am vergangenen Donnerstag bekannt wurde, dass Gerhard Schröder zusammen mit seiner Gattin Doris Schröder-Köpf ein zweites Kind, einen russischen Jungen, adoptiert hat, fragten sich erneut alle, ob das nicht ungesetzlich ist - oder zumindest ungerecht. Solche Fragen kennt Henrike Hopp, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien, noch aus der Zeit, als Schröder das russische Mädchen Viktoria adoptierte. Eigentlich war es immer wieder die gleiche Frage: Ist der nicht zu alt? Und ja, er ist es. "In Deutschland würde er als 62-Jähriger niemals ein Kind bekommen. Gesetzlich gibt es nach oben zwar keine Altersgrenze, aber es ist eine Vereinbarung, dass ein Eltern-Kind- und kein Eltern-Großeltern-Verhältnis entstehen soll", sagt sie. "Außerdem gibt es selbst für junge Paare zu wenige Adoptivkinder." Seit 1994 ist die Zahl der Adoptionen in Deutschland um 40 Prozent zurückgegangen, denn auf ein zur Adoption freigegebenes Kind kommen inzwischen elf suchende Paare. ... " [fett RS; Mehr an der Quelle]
Medienstimmen (ab 33. Woche 2006)
"Kommersant": Mit Adoption russischer Kinder poliert Schröder
sein Ansehen auf
!MOSKAU, 18. August (RIA Novosti). Die Adoption bereits eines zweiten
Kindes aus Sankt Petersburg durch die Familie des Altbundeskanzlers Gerhard
Schröder soll nicht nur sein Familienglück festigen, sondern
auch seinen angeschlagenen Ruf aufpolieren, schreibt die Tageszeitung "Kommersant"
am Freitag. ... " [Mehr an der Quelle]
DIE WELT: "Russland ist ein problematisches Land" [17.8.6]
"Frank Licht ist Leiter der Zentralen Adoptionsstelle Berlin-Brandenburg.
Die Einrichtung arbeitet mit Vermittlungsstellen zusammen und berät
Jugendämter und Bürger in allen Fragen der Adoption. Mit ihm
sprach Christina Neuhaus. ... " [Mehr an der Quelle]
Kölner Stadtanzeiger: Wer adoptiert, ist ein Held besonderer
Art VON FLORIAN HASSEL, [21.08.06, 07:01h]
"Ausländische Paare bezahlen oft hohe Summen für ein gesundes
Kind. Moskau - Für Sergej Apatenko, Abteilungsleiter im russischen
Bildungsministerium, gibt es eine besondere Kategorie von Helden. Ein Russe,
der bereit sei, ein Kind zu adoptieren, sei „ein Held, den unsere Jugendämter
auf Händen tragen müssten“ - so der Beamte, dessen Haus zusammen
mit dem Gesundheitsministerium die Oberaufsicht über Russlands Waisen
hat. In der Tat hat Russland heldenhafte Eltern bitter nötig. In staatlichen
Heimen leben dem Gesundheitsministerium zufolge 772 000 Kinder - mit rasant
steigender Tendenz. Dazu kommen Hunderttausende Straßenkinder. ..
" Zur Auswahl wird zitiert: "Die Tageszeitung „Kommersant“ zitierte
Mitarbeiter eines Petersburger Kinderheims, eine Adoption „auf so hoher
Ebene“ sei offensichtlich lange vorbereitet und für die Familie Schröder-Köpf
sei „wahrscheinlich ein hundertprozentig normales“ Kind ausgesucht worden.
" ... [Mehr an der Quelle]
Die Westdeutsche Allgemeine weiß: "Viele Russen scheuen Adoption. Überwältigende Mehrheit der Heimkinder kommt aus Alkoholiker-Familien, denen das Sorgerecht entzogen wurde.Ehepaare, die ein gesundes Kind annehmen wollen, brauchen in der Regel gute Beziehungen oder viel Geld. ... " [Mehr an der Quelle]
Köner Stadtanzeiger (19.9.6): Die Tränen des kleinen Danil. VON FLORIAN HASSEL, 19.09.06, 07:00h. "Wie die Fedinas bisher vergeblich versuchten, ohne Bestechungsgelder die bürokratischen Hürden zu nehmen. ... " [Mehr an der Quelle]
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Adoption site:www.sgipt.org. |