SGIPT
    Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT DAS=24.02.2002
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen

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    Willkommen in der Abteilung Pseudo-Wissenschaft, scherzhafte Wissenschaft, Wissenschaftswitze und andere wissenschaftliche Kuriosa:

    Psychoanalytische Theorie der Bedürfnisanstalt bei Homosexuellen
    aus Helmut Thomä (1967). Zur Psychoanalyse der männlichen Homosexualität, S. 76

    Präsentiert und kommentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Internet-Erstausgabe 22.06.2002, Letztes Update TT.MM.JJ
    Querverweise

    "Es ist eine bekannte Tatsache, daß sich homosexuelle Anknüpfungen häufig im Umkreis von Bedürfnisanstalten ergeben. Wie nicht anders zu erwarten, bestätigte sich dies auch bei der Umfrage Gieses: 38 Prozent der ungebundenen Homosexuellen, die zu keiner länger dauernden Freundschaft fähig sind, suchen ihren Partner im Umkreis von Bedürfnisanstalten (H. Giese, S. 61). Dieses Verhalten ist interpretationsbedürftig, und man würde gewiß bei psychoanalytischen Untersuchungen des Motivationszusammenhanges schließlich auch auf psychogenetische Vorläufer dieses Verhaltens stoßen. Welche Interpretation man auch immer wählen mag - und man könnte eine Situationsanalyse so amplifizieren, daß daran einige wesentliche Aspekte der Homosexualität evident gemacht werden könnten-, eines darf als sicher angenommen werden und den Ausgangspunkt psychoanalytischer Untersuchungen bilden, nämlich daß der Homosexuelle diesen Ort nicht zufällig, wie Giese meint, aufsucht: «In die Bedürfnisanstalt geht man, wie der Jargon sagt, um ein 'Geschäft zu erledigen'. Es handelt sich, genaugenommen, um einen Ort, an dem man nicht zu Hause ist, den man zufällig aufsucht und ebenso schnell wieder verläßt, der keine lebensgeschichtlich bedeutungsvollen Spuren zurückläßt. Die Bedürfnisanstalt ist daher für den, der die Unverbindlichkeit sucht, insbesondere auch als Methode der sexuellen Partnerwahl, ein adäquater Ort des Sichkennenlernens» (H. Giese, S. 61). Ohne dieses spezielle Verhalten einer psychoanalytischen Interpretation unterziehen zu wollen, weil diese vom Einzelfall ausgehen müßte und erst sekundär typische Motive und psychogenetische Zusammenhänge erbringen würde, scheint uns schon das Wort Bedürfnisanstalt darauf zu verweisen, daß hier ein «Geschäft» erledigt wird. Der Jargon hat seine Wurzel in der Kindersprache, und es ist kein Zufall, daß ein hoher Prozentsatz der «ungebundenen» Homosexuellen den Beginn ihrer phallisch-analen «Geschäfte» in einer «Bedürfnisanstalt» suchen."
     
    Was sollte an diesem Verhalten interpretationsbedürftig sein? Dort traf man zu jener Zeit Männer, mit denen sich schnell und durchaus unverbindlich zum Sexualkontakt anbandeln ließ. Das Wort Bedürfnisanstalt hat weniger mit einem «Geschäft» zu tun als mit einem Ort, wo man ein mehr oder dringendes Bedürfnis los werden kann, weshalb es ja auch 'Bedürfnisanstalt' und nicht 'Geschäftsanstalt' heißt. Die allgemeine Interpretation Gieses: "Es handelt sich, genaugenommen, um einen Ort, an dem man nicht zu Hause ist, den man zufällig aufsucht und ebenso schnell wieder verläßt, der keine lebensgeschichtlich bedeutungsvollen Spuren zurückläßt" ist daher auch sehr vernünftig und richtig. Und genau so seine spezielle Interpretation: "Die Bedürfnisanstalt ist daher für den, der die Unverbindlichkeit sucht, insbesondere auch als Methode der sexuellen Partnerwahl, ein adäquater Ort des Sichkennenlernens." Und so ist es in der Tat kein Zufall, daß Homosexuelle sich früher zu 38% unverbindliche Partner im Kreis von Bedürfnisanstalten suchten. Das hat weder mit der Kindersprache noch mit 'phallisch-analen «Geschäften»' zu tun, sondern mit Trefferquote und Gelegenheit. Doch in der Psychoanalyse ist eben alles ein bißchen anders ;-).  
     
    Quelle: In: Giese, Hans (1967, Hrsg.). Homosexualität oder Politik mit dem § 175. Reinbek: Rowohlt.


    Querverweise:
    • Psychoanalytische und Homosexualität (Beispiel Kunstfehler Suggestivdeutung)
    • Die Sprache der Psychoanalyse, ihr Perversionsbegriff und ihre Behandlung der Homosexualitaet - Eine Menschen achtende und wissenschaftliche Krankheitslehre?
    • Übersicht Kritische Arbeiten zur Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie
    • Homosexualitaet in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Grundwissen Sexualitaet und Abweichungen



    Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Präsentiert und kommentiert: Psychoanalytische Theorie der Bedürfnisanstalt bei Homosexuellen. Aus Helmut Thomä (1967). Zur Psychoanalyse der männlichen Homosexualität, S. 76.  Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/pseudo/pa/pa_huba.htm
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