Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=17.09.2000 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 21.9.4
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Kritische Arbeiten zur Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie, hier:

    Darstellung und Kritik der psychoanalytischen Traumlehre


    Die Freud'sche Traumlehre - Theorie kann man das eigentlich nicht nennen - kann in drei  Haupt-Postulaten zusammengefaßt werden: (1a) Der Traum stelle eine unbewußte Wunscherfüllung dar. (1b) Der Traum stelle den Versuch - der scheitern kann - einer unbewußten Wunscherfüllung dar.  Der Traum hätte damit die Funktion einer symbolischen oder einer Ersatzbefriedigung. (2) Erlebnisvorgänge würden durch eine Zensurinstanz (2a) überwacht , (2b) gefiltert  und (2c) umgearbeitet . Daher sei  zwischen dem ursprünglichen, latent genannten und dem dem Erleben zugänglichen, manifesten Trauminhalt zu unterscheiden. Manifeste Trauminhalte seien demnach immer entstellt, wenn sie zu Bewußtsein gelangen. Sie müssten daher erst dechiffriert oder enträtselt werden. Hierzu bedient man sich in der Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie der sog. freien Assoziation. Die Traumberichter werden nach ihren Einfällen zu den Träumen befragt.  (3) Im Bereich des Unbewußten gilt offenbar eine spezielle semantische Ana-Logik, wonach sich viele Objekte, die sich in einem Merkmal ähnlich sind, einander ersetzen können. Die Regeln dieser Ana-Logik sind nicht abgeleitet, empirisch oder experimentell begründet und  zusammengestellt, sondern sie ergeben sich mehr aus traditioneller Überlieferung und spontanen Einfällen der deutenden PsychoanalytikerInnen und folgen damit der magischen Denkweise sog. "primitiver" Kulturen . Beispiel: Längliches, aufgerichtetes, steifes Objekt "=" Phallus (erigierter Penis).

    Wunscherfüllung wird in der Psychoanalyse gewöhnlich sehr primitiv und einseitig verstanden, in aller Regel sexuell motiviert und fundiert. Ein schönes Beispiel dafür wie auch für die widerspruchsvolle Motivationslehere der Psychoanalyse ist die Fehlleistung Alexander Mitscherlichs in Kekulés Traum, wenn er schreibt:

    "Zur Natur der Träume ist hier anzumerken, daß sie unseren Triebbedürfnissen und nicht unserem Erkenntnisstreben dienen."

    Obwohl Mitscherlich in dieser Formulierung das Erkenntnisstreben als Motiv - offenbar ohne es zu merken - akzeptiert, verneint er, daß Träume oder Trauminhalte auch dem Erkenntnisstreben dienen können.

    Beispiel: Das Wort "herausnehmen" hat mehrere Bedeutungen: aus einer Menge etwas wegnehmen, aus dem Zusammenhang lösen, sich selbst ein besondereres Vorrecht gewähren. Stekel (1922, S. 9) erzählt:
     

      "Ein an Angstzuständen leidender Herr namens Beta träumt:  (10). 'Ich sehe ein großes hölzernes Christusbild vor mir. Ich nehme mir ein Stück heraus. '  Auch dieser Traum ist symbolisch aufzufassen. Der Träumer ist in seinem Innern noch gläubig, sogar strenggläubig, nach außen hin ein fanatischer Freidenker. Er hatte am Tage vor dem Traum ein Buch gelesen, das sich 'La folie de Jésus' betitelt. Er mußte plötzlich die Lektüre abbrechen. Er kann nicht angeben warum. Es war wie ein Zwang. Wie ein Gebot: Jetzt höre auf, zu lesen! Die tieferen Beweggründe enthüllt uns dieser Traum. Er hat sich etwas gegen seine Gottheit herausgenommen."


    In diesem Beispiel werden auch noch andere psychoanalytische Unsitten deutlich, indem klar wird, daß die PsychoanalytikerIn den Herrn Beta gar nicht ernst nimmt und viel besser als dieser selbst zu wissen glaubt, was mit ihm in Sachen glauben wirklich los ist, ein ethisch und wissenschaftlich äußerst fragwürdiges Verhalten.

    Das ist eine seltsame Lehre, die sich bis auf den heutigen Tag so erhalten hat, was nicht minder seltsam ist. Alle drei Postulate kann man bestenfalls als Forschungs- oder Arbeitshypothesen tolerieren, die nun seit über 100 Jahren auf ihre empirische und experimentelle Evaluation und Validierung warten. Aber: Mit diesen dubiosen Annahmen werden Menschen krankenbehandelt.


    Literatur:

  • Freud, Sigmund (1900, 8. u. letzte revidierte Auflage 1930). Die Traumdeutung. Leipzig & Wien: Deuticke.
  • Mertens , Wolfgang (1999). Traum und Traumdeutung. München: C.H. Beck
  • Stekel, Wilhelm (1922). Die Sprache des Traumes. München:  Bergmann.
  • Strauch, I. & Meier, B. (1992). Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforschung. Bern: Huber.

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    Änderungen - wird im Laufe der Zeit fortgesetzt, ergänzt und vertieft.
    21.09.04    Link: Die Traumlehre der deutschen Erfahrungsseelenkunde. Hier: Die Traumlehre G. Ch. Rapps (1792).

    Querverweis:
    Kritik der psychoanalytischen Symboltheorie_Kunstfehler_Übersicht Kritik PA_Übersicht Kritisches Glossar PA_
    Die Traumlehre der deutschen Erfahrungsseelenkunde. Hier: Die Traumlehre G. Ch. Rapps (1792).


    Zitierung
    Sekretariat SGIPT (DAS). Darstellung und Kritik der psychoanalytischen Traumlehre. Glossar und Kritik wichtiger psychoanalytischer Begriffe, Modelle und Theoreme und Theorien. Wissenschaftlicher Apparat zu den Kritischen Arbeiten zur Psychoanalyse (PA) und Analytischen Psychotherapie (APt).IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/th_schul/pa/glossar/traum0.htm
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