Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=10.11.2006 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 17.11.06
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright

    Anfang Die Balintgruppe__Überblick  _ Rel. Aktuelles _ Rel. Beständiges _Titelblatt _Konzept _Archiv _Region  __ Service-iec-verlag _ Wichtige Hinweise zu Links und  Empfehlungen


    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Bücher, Literatur und Links zu den verschiedensten Themen, hier die Buchpräsentation:

    Die Balintgruppe


    präsentiert von Irmgard Rathsmann-Sponsel
    und Rudolf Sponsel, Erlangen

    Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *



    Bibliographie: Häfner, Steffen (2006, Hrsg.). Die Balintgruppe. Praktische Anleitung für Teilnehmer. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.
    114 Seiten. ISBN 978-3-7691-0500-1, ISBN 3 978-3-7691-0500-1. € 24,95 / SFr 42,80.

    Verlagsinfo: "Im Auftrag der Deutschen Balint-Gesellschaft. Balintarbeit ist obligatorisch, um die psychosomatische Grundkompetenz zu erwerben, die Ärzte für ihre Arbeit benötigen. Gespräche über die Arzt-Patienten-Beziehung und Fallbesprechungen in der Balintgruppe entlasten den Einzelnen und ermöglichen ein besseres Verständnis für den Patienten. Auch der Umgang mit Problempatienten wird dadurch wieder möglich.
        Die Darstellung der Arbeitsweise und Ziele der Balintarbeit unterstützt Sie bei der eigenen Arbeit, als begleitende Lektüre ist das Buch ideal für Teilnehmer an Balintgruppen. Auch Methoden anderer Schulen werden dargestellt wie z.B. die Balintarbeit mit Skulptur.
    Mit Balintarbeit den eigenen Handlungsspielraum erweitern."



    Inhaltsverzeichnis > PDF Datei des Verlages: Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung  1
    Steffen Häfner

    2 Lebensweg Michael Balints  3
    Steffen Häfner

    3 Umgang mit psychosomatisch Kranken  9
    Kurt Laederach-Hofmann
    3.1 Echte Begegnung? – 9
    3.2 Erwartungen des Arztes – 12
    3.3 Erwartungen und Ängste des Patienten – 15
    3.4 Gespräch als Ereignis – 19
    3.5 Weitere Kommunikationsmöglichkeiten: Telefon, E-Mail, Brief, Aufzeichnung – 22
    3.6 Kommunikation Arzt – Patient im Vorfeld der Psychotherapie – 24

    4 Balintgruppen: Beziehungsdiagnostik und Beziehungstherapie 29
    Kurt Laederach-Hofmann

    5 Arbeitsweise der Balintgruppen  33
    Steffen Häfner
    5.1 Regelmäßig tagende Kleingruppen – 33
    5.2 Andere Organisationsformen – 37
    5.2.1 Einmal im Monat tagende Gruppen – 37
    5.2.2 Fraktioniert tagende Gruppen – 39
    5.3 Informationsgruppe und Großgruppe – 41
    5.3.1 Informationsgruppe – 41
    5.3.2 Groß- oder Studiengruppe – 42

    6 Ziele der Balintgruppen-Arbeit  47
    Steffen Häfner
    6.1 Vorbemerkungen – 47
    6.2 Erkennen und Steuern eigener Gefühle – 48
    6.3 Erkennen unterschiedlicher Rollen des Arztes – 49
    6.4 Kontrolle ärztlicher Technik im Umgang mit Patienten – 50
    6.5 Einstieg in psychotherapeutisches Denken – 51

    7 Welche niedergelassenen Ärzte sind mit Balintgruppen-Arbeit angesprochen?   53
    Steffen Häfner
    7.1 Entwicklung der Arzt-Patienten-Beziehung – 53
    7.2 Angesprochene Arztgruppen – 55
    7.3 Schlussbemerkung – 58

    8 Balintgruppen-Arbeit für Klinikärzte  59
    Steffen Häfner
    8.1 Besonderheiten in der Klinik – 59
    8.2 Balintgruppen mit niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten – 61
    8.3 Klinikteam als Balintgruppe – 62

    9 Balintmethode und Psychosomatische Medizin  65
    Steffen Häfner
    9.1 Art und Entwicklung des Verhältnisses zwischen Balintmethode und Psychosomatischer Medizin – 65
    9.2 Stellungnahmen zur Problematik – 67

    10 Balintgruppen-Arbeit mit Nichtärzten  71
    Steffen Häfner
    10.1 Medizinische Hilfsberufe und Pflegepersonal – 71
    10.2 Berufsgruppen außerhalb des medizinischen Bereichs – 72
    10.3 Schlussbemerkung – 76

    11 Balintgruppen-Arbeit und Selbsterfahrung  77
    Steffen Häfner
    11.1 Abgrenzung der Balintgruppen-Arbeit – 77
    11.2 Wirkung der Selbsterfahrung – 79
    11.3 Schlussbemerkung – 81

    12 Fehlentwicklungen in einer Balintgruppe  83
    Steffen Häfner
    12.1 Vermeidbare Fehler: Entstehung von „Balintoiden“ – 83
    12.2 Balintgruppen ohne Gruppenleiter? – 86

    13 Balintarbeit mit Skulptur  89
    Heide Otten

    14 Balintarbeit zur Effizienzsteigerung der psychosomatischen Grundversorgung  93
    Steffen Häfner

    15 Balintgruppen-Arbeit mit Studenten   95
    Steffen Häfner
    15.1 Studiensituation und Balintgruppen-Arbeit – 95
    15.2 Beginn und Thematik der Gruppenarbeit – 96
    15.3 Besuch von Balintgruppen auf Fortbildungskongressen – 98
    15.4 Mögliche Fehlentwicklungen und abweichende Verfahrensweisen – 99
    15.5 Schlussbemerkung – 101

    Literaturverzeichnis  103
    Stichwortverzeichnis  113


    Leseprobe: > PDF-Datei des Verlages Leseprobe.: [6 Ziele der Balintgruppen-Arbeit, S. 47-58].

    "Neben der Sachebene gibt es in jeder Arzt-Patienten-Beziehung eine Handlungsebene und eine Beziehungsebene." (S. 32)

    "3  Umgang mit psychosomatisch Kranken

    3.1  Echte Begegnung?

    Kommen wir auf den Patienten zurück, der seinem Arzt stets neue körperliche Beschwerden präsentiert, ohne dass eine krankhafte organische Veränderung gefunden werden kann. Oft werden solche Patienten vom Arzt als typische psychosomatische Patienten oder - im schlimmsten Fall - als Patienten bezeichnet, die nichts haben [Laederach-Hofmann 1995]. Ein großes Problem der organisch Gesunden ist oft ihre Vereinsamung. Beziehungen und Interaktionen sind nicht selten erheblich gestört. Mitunter reichen die Störungen bis in die Familie hinein, besonders dann, wenn Familienangehörige sich nicht instrumentieren lassen und räumliche Distanz zum Kranken suchen. Die Patienten sind zwar Träger eines individuellen Defektes, dabei aber Glieder eines defekten Beziehungssystems, das als Grund und gleichzeitig Folge der psychosomatischen Störung betrachtet werden kann. So sind die Patienten (unbewusst) versucht, ein vorgeschobenes Symptom anzubieten. Die Problempatienten präsentieren ihre Beschwerden durch Körpersprache. Mit den Beschwerden ohne klinischen Befund richten sie einen Appell an ihre Umwelt. Deswegen wird von fehlender kommunikativer Resonanz gesprochen.
        Die Aufgabe psychosomatisch tätiger Ärzte ist es, die Signale des Problempatienten zu erkennen, zu übersetzen und zu interpretieren. Psychosomatisch krank zu sein bedeutet, in den Beziehungen zu anderen Menschen krank zu sein. Es bedeutet, ungelöste Konflikte, Ängste und Aggressionen verdrängt zu haben. Psychosomatisch Kranke sind verzweifelte Menschen, denen  ihre Verzweiflung nicht bewusst ist. Sie können nicht wie andere über innere Konflikte sprechen. Vielmehr übernimmt der Körper die Aufgabe und spricht in symbolischer Sprache: Körperhaltung, Mimik, Gestik, Blick usw. (nonverbale Zeichen). [<9]
        Es gilt, die spezifischen Mitteilungssymbole verstehen zu lernen. Dazu müssen Ärzte und Therapeuten in Kontakt zum Patienten treten. Neben technischen Kenntnissen der Interviewtechnik gehört besonders das empathische Verstehen zu den geforderten Kompetenzen. Empathie heißt sich einfühlen, sich in die Empfindungen eines anderen hineinversetzen. Das Beachten der Gebärden, wie jemand etwas sagt, was er betont, was er weglässt, warum er zuerst von dem und nicht von etwas anderem spricht, wieso er gerade jetzt kommt etc., ist äußerst wichtig. Zu dem Thema haben Roter et al. [2005] einige Hinweise publiziert, ebenso Enelow und Swisher [1980] und Platt und Gordon [1999]. Sinnvoll ist es, sich vorerst mit Interpretationen oder Kommentaren zurückzuhalten. Die einzelnen Schritte im therapeutisch orientierten Gespräch (das sollte prinzipiell jedes ärztliche Gespräch sein) sind:

    • Sich einfühlen
    • Vergleich der eigenen Vorstellungen mit denen des Patienten
    • Ermutigung des Patienten, seine Probleme anzusprechen
    • Sammeln und Einordnen von Informationen/Signalen
    • Distanzwahrung
    ..."


    Bewertung: aktuell, informativ, interessant.
    Es werden verschiedene Formen und Varianten der Balintgruppenarbeit beschrieben. Hierbei werden auch gut herausgearbeitet die Fehlentwicklungen und Gefahren ("Balintoiden") in einer Balintgruppe wie Pseudo-Balintarbeit (S. 69) und Abgrenzungsfragen (z.B. Kap. 11 gegenüber Selbsterfahrung). Aber trotz eingehender Gliederung wurden uns die in dem Buch für richtig befundenen Arbeitsweisen - Kapitel 5 - einer Balintgruppe nicht richtig klar. Nach S. 36f  wird eine Art segmentierter Sitzungsverlauf beschrieben, bei der der freie Fallvortrag durch den Gruppenleiter unterbrochen werden kann, "um nach einem Teilstück des Berichtes in der Gruppe zu diskutieren". Auch Wort und Begriff "diskutieren" scheint uns wegen seiner Rationalität etwas unpassend. Es geht doch, was ja auch immer wieder betont wird, um persönliches Erleben und Berührtsein, Eindrücke, Fantasien, Assoziationen. Dies zu fördern in einer freien Atmosphäre jenseits von Urteilen, Besserwisserei, Ratschlägen und Tips ist wesentliche Aufgabe der GruppenleiterIn und soll zu einem vertieften, auch einfühlenden Verständnis der Arzt-Patient-Beziehung führen.
        Das Büchlein geht auch auf die Geschichte, den Schöpfer Michael Balint und die aktuelle gesundheitspolitische Situation und psychotherapeutische Entwicklung ein. Erfreulicherweise werden inzwischen auch Balintgruppenteilnahmen im Rahmen der vorgeschriebenen Fortbildung z.B. in Qualitätszirkeln durch Gewähren von Punkten honoriert und anerkannt. Auf die inzwischen entwickelte verhaltenstherapeutische Balintgruppenarbeit ("IFA") wird leider nicht eingegangen. Dafür wird ein eigenes kreativ-innovatives Kapitel zum Thema  "Balintarbeit mit Skulptur" geboten.



    Links (Auswahl: beachte)
    • Die Deutsche Balint-Gesellschaft e.V.
      • Biographie Michael Balint.
      • Links zum Thema Balint. * Wikipedia *
    • Artikel zur Balintgruppe im dt. Ärzteblatt:
      • König, Werner: Die Leitung von Balintgruppen [ HTML] oder [HTML]
      • Elzer, Matthias: 50 Jahre Balint-Gruppen: Ganzheitliche Kompetenz erwerben  HTML oder [HTML]
    • Verhaltenstherapeutische Balintgruppen: Interaktionsbezogene Fallarbeit - IFA-Gruppe.
      • IFA-Gruppenleiter (verhaltenstherapeutische Balintgruppenleiter) - DÄVT-anerkannt.
      • Information zur Interaktionellen Fallarbeit in der Verhaltenstherapie.
    • Handlungsprinzip 4 Kontrolle (Evaluation, Reflexion, Supervision, Intervision).
      • Struktur der GIPT-Balint-Supervision in unserer Gruppe.
    • Literatur, Links und Hilfen zum Thema Evaluation und Experiment.


    Literatur (Auswahl)

    • Balint, Michael (1957). Der Arzt sein Patient und die Krankheit. Stuttgart: Klett.
    • Balint, Enid  & Norell, J. S. (1975, Hrsg.). Fünf Minuten pro Patient. Eine Studie über die Interaktionen in der ärztlichen Allgemeinpraxis. Literatur der Psychoanalyse, hrsg. von Alexander Mitscherlich. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Heigl-Evers, Annelise; Brocher, Tobias H.; Fürstenau, Peter; Hoffmann, Sven-Olav; Körner, Jürgen; Lindner, Wulf-Volker; Neubig, Herbert; Rosin, Ulrich; Stucke, Werner; Trenkel, Arthur & Wesiack, Wolfgang  (1988-1990, Hrsg.). Die Balint-Gruppe in Klinik und Praxis. 5 Bde. Berlin, Springer.
    • Literaturverzeichnis der deutschen Balint-Gesellschaft.
    • Luban-Plozza, B. (1984, Hrsg.). Praxis der Balint-Gruppen. Heidelberg (1984):  .
    • Roth, J. K. (1984). Hilfe für Helfer: Balint-Gruppen. München: Piper.
    • Sulz, Serge K.D. (2002, Hrsg.). Von der Balintgruppe zur Interaktionellen Fallarbeit (IFA). Patientenzentrierte Selbsterfahrung in Aus- und Weiterbildung und zur Qualitätssicherung. München: CIP-Medien

    Anmerkungen und Endnoten
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    Bewertung. Bewertungen sind immer subjektiv, daher sind wir in unseren Buchpräsentationen bemüht, möglichst viel durch die AutorInnen selbst sagen zu lassen. Die Kombination Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassungen sollte jede kundige oder auch interessierte LeserIn in die Lage versetzen selbst festzustellen, ob sie dieses oder jenes genauer wissen will.  Die BuchpräsentatorIn steht gewöhnlich in keiner Geschäftsbeziehung zu Verlag oder den AutorInnen; falls doch wird dies ausdrücklich vermerkt. Die IP-GIPT ist nicht kommerziell ausgerichtet, verlangt und erhält für Buchpräsentationen auch kein Honorar. Meist dürften aber die BuchpräsentatorInnen ein kostenfreies sog. Rezensionsexemplar erhalten. Die IP-GIPT gewinnt durch gute Buchpräsentationen an inhaltlicher Bedeutung und Aufmerksamkeit und für die PräsentatorInnen sind solche Präsentationen auch eine Art Fortbildung - so gesehen haben natürlich alle etwas davon, am meisten, wie wir hoffen InteressentInnen und LeserInnen.  Beispiele für Bewertungen: [1,2,3,]
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    Anm. Vorgesehene. Wir präsentieren auch Bücher aus eigenem Bestand, weil wir sie selbst erworben haben oder Verlage sie aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) zur Verfügung stellen wollen oder können.
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    Balint, Michael (1896 Budapest - 1970 London).  Balint, Sohn eines praktisches Arztes, studierte Medizin in Budapest. 1921 ging er nach Berlin, studierte dort Biochemie und begann eine Ausbildung zum Psychoanalytiker bei Hans Sachs. 1924 promovierte er zum Dr. phil. 1924 setzte er seine psychoanalytische Ausbildung bei Sandor Ferenczi in Budapest fort. Seit 1926 wirkte er als Lehranalytiker am Psychoanalytischen Institut in Budapest. 1939 emigrierte Balint aufgrund der politischen Verhältnisse nach England, zunächst nach Manchester und später nach London. 1947 nahm er seine Arbeit an der Tavistock Clinic auf. Im Jahre 1950 fand das erste Seminar für Allgemeinpraktiker statt – eine Fallbesprechungsgruppe, in der es um die Auseinandersetzung mit den in der allgemeinärztlichen Praxis auftretenden psychologischen Problemen ging: Als sogenannte Balintgruppen haben diese Seminare inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. Weitere Schwerpunktinteressengebiete Balints waren die frühkindliche Erfahrung, die frühe Mutter-Kind-Beziehung und die Entwicklung neuer therapeutischer Techniken. 1968 wurde er zum Präsidenten der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft gewählt.
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    Balintoiden. Auf S. 83f wird ausgeführt:
    "12  Fehlentwicklungen in einer Balintgruppe
    12.1 Vermeidbare Fehler: Entstehung von „Balintoiden"
    Selbsterfahrungsgruppe
    Aus den vorangegangenen Kapiteln waren Fehlentwicklungen in der Balintarbeit schon herauszulesen, doch es erscheint wichtig, sie gesondert zusammenzufassen. Wenn das eigentliche Anliegen verfehlt wird, spricht man gelegentlich von „Balintoiden" [Loch  1979, 1995; Luban-Plozza et al. 1998]. An l. Stelle ist die Gefahr zu  erwähnen, dass eine Balintgruppe, d.h. eine Fallbesprechungsgruppe unter besonderer Berücksichtigung der Arzt-Patienten-Beziehung, zu einer analytischen oder tiefenpsychologisch orientierten Selbsterfahrungsgruppe umfunktioniert wird. Das Arbeitsbündnis mit dem Gruppenmitglied wäre verletzt  und die Zielrichtung der Gruppenarbeit grundsätzlich eine andere.
        Es wurde darauf hingewiesen, dass es in bestimmten klinikbezogenen Gruppen notwendig ist, die Grenze zur Selbsterfahrungsgruppe zu verschieben. Wenn die Grundregeln verletzt werden, so liegt das eindeutig am Gruppenleiter, der darauf zu achten hat, dass die Regeln eingehalten werden [Egli 2005].
    Supervisionsgruppe
    Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Gruppenarbeit im Stil einer reinen psychotherapeutischen Supervision verläuft. Dass die      psychotherapatientenzentrierte Selbsterfahrung und die Falldarstellung auch eine Supervision darstellt, wurde bereits beschrieben. Es geht in der Balintgruppe nicht primär darum, psychotherapeutische Behandlungen zur Debatte zu stellen, sondern Problemfälle aus der Praxis vorzustellen, die vorwiegend, besonders bei der Ausrichtung auf Hausärzte, somatische Fälle sind. Die Balintgruppe ist auch geeignet, psychiatrische und psychotherapeutische Fälle zu diskutieren, aber die ausschließliche Behandlung und Kontrolle [<83] neurotischer Erkrankungen ist nicht die Aufgabe der Balintgruppe. Auch hier hat der Gruppenleiter die Möglichkeit, entweder derartige Fallberichte auszuklammern oder sie auf das für die Balintarbeit notwendige Maß zu reduzieren.
        In der Supervisionsgruppe ist jedes Mitglied verpflichtet, regelmäßig seine Fälle vorzutragen, um die Therapiekontrolle zu haben. In der Balintgruppe steht es jedem Gruppenteilnehmer frei, ob er einen Fall vortragen will oder nicht. Entsprechend gibt es keine Reihenfolgen oder zwingend zu fordernde Folgeberichte.
    Zu starke Aktivität des Gruppenleiters
    Fehlentwicklungen sind auch dann zu beobachten, wenn Gruppenleiter beim Agieren zu aktiv sind. Durch zu häufiges Eingreifen kann sich die Gruppendynamik nicht entfalten. Psychotherapeutische Vorlesungen gehören ebenfalls nicht in die Balintgruppen-Arbeit. Dieser Gefahr unterliegen Gruppenleiter besonders dann, wenn sie bei guter psychoanalytischer Aus- bzw. Weiterbildung keine Erfahrung mit der Gruppenarbeit haben. Sie versuchen dann, ihre Unsicherheit durch ständiges Eingreifen und unnützes, übertriebenes Deuten zu kompensieren. ..."
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    Interaktionsbezogene Fallarbeit - IFA-Gruppe
    "Verhaltenstherapeutische Balintgruppen („interaktionelle Fallarbeitsgruppen - IFA“) wurden ursprünglich als Analogon zur Balintgruppe als Pflichtbaustein für die verhaltenstherapeutische Facharztweiterbildung entwickelt. Ihr theoretischer und praktischer Rahmen geht jedoch über den einer Balintgruppe hinaus und kann nicht nur die Lebens- und Lerngeschichte des Therapeuten, sondern auch Systembedingungen mit einbeziehen. Es können alle verhaltenstherapeutischen Methoden – auch diagnostische und therapeutische Rollenspiele sowie Paradoxien und Humor – zur Anwendung kommen. Das Gewicht liegt auf den zwischen Therapeut und Patient ablaufenden Interaktionen. Im geschützten Rahmen der Gruppe entwickelt sich in freier Assoziation der TeilnehmerInnen eine neue Interaktionsebene, in der der Therapeut aus seiner bisherigen Perspektive herausfindet, seine „blinden Flecken“ sich erhellen, seine Blockaden sich lösen und er zu einem kreativeren und befriedigenderen Therapeutenverhalten fähig wird. Die TeilnehmerInnen sollten bereit sein, eigene Fälle mitzubringen und sich in einen kreativen Gruppenprozess einzubringen." [Quelle]
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    Selbsterfahrung. Balintgruppenarbeit ist natürlich auch Selbsterfahrung, aber eine ganz besondere, auf die TherapeutIn- ProblempatientIn- Beziehung zugeschnittene.
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    Theorie der Balintgruppe. Balints Ansatz macht die Arzt-Patient-Beziehung und die Persönlichkeit des Arztes ("Droge Arzt") zum Mittelpunkt. Bei diesem Ansatz geht es darum, herauszufinden, wie es um die Wirkung der Persönlichkeit Arzt ("Droge Arzt") und die Arzt-Patient-Beziehung bestellt ist. Als Instrument hierzu dient die sog. Balint-Gruppe, die nach ganz bestimmten Regeln ablaufen soll, damit sie die Arzt-Patient-Beziehung erhellen und die Wirkung der Persönlichkeit des Arztes deutlich machen kann. Die Theorie der Balintgruppe besagt, dass sich durch die balintgemäße Präsentation in der Gruppe die Arzt-Patient-Beziehung spiegelt und wiederfindet. Die Aufgabe der BalintgruppenleiterIn besteht darin, diese Spiegelung und Repräsentation der Arzt-Patient-Beziehung bestmöglich zu fördern. Am Ende könnten Einsichten derart stehen: Aha, das ist los zwischen uns, so wirke ich oder dies oder das bewirke ich (nicht).
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    Urregel der Balint-Gruppe.
    Freier Einfallsvortrag (= mit allen aktivierten Gefühlen, Ideen, Assoziationen; nicht sachlogisch eingeschränkt und vernunft-gefiltert) über einen Fall ohne Verwendung von Aufzeichnungen oder anderen Hilfsmitteln. Eine freie Gesprächsatmosphäre ist hierfür nicht nur der beste Rahmen, sondern im Grunde sogar notwendige Bedingung.
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    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    17.11.06    Linkergänzung (DÄB).
    11.11.06    Fehlerkorrektur.


    Querverweise
    Standort Die Balintgruppe.
    *
    Buch-Präsentationen, Literaturhinweise und Literaturlisten in der IP-GIPT. Überblick und Dokumentation.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    Balintgruppe site:www.sgipt.org. 
    *
    Information für Dienstleistungs-Interessierte.
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    Zitierung
    Rathsmann-Sponsel, Irmgard, Sponsel, Rudolf (DAS). Buchpräsentation Die Balintgruppe. Praktische Anleitung für Teilnehmer von Steffen Häfner (2006, Hrsg.). Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie (IP-GIPT). Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/DAeV/balint.htm
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    korrigiert: irs 11.11.06