Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=10.08.2016 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 11.08.16
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr.20  D-91052 Erlangen *
    Mail: sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  & .Copyright


    Anfang  Terror Amok  Gewalt (TAG)_ Überblick_ Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges _  Titelblatt_ Konzeption_ Archiv_ Region_ Service_iec-verlag _ _Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Forensische Psychologie, Kriminologie, Recht und Strafe, Bereich ..., und hier speziell zum Thema:

    Terror Amok Gewalt (TAG)

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
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    Inhalt
    Editorial Es fehlt an politischer, soziologischer und sozialpsychologischer Orientierung.
    TAG-Forschung - Terror, Amok, Gewalt.
        Methodisches Grundproblem.
    Psychologisch-Psychopathologische Diagnostik.
       Ursachen-Minderung wichtiger als Täter-Diagnostik.
       Probleme der Depressions-Diagnostik.
       Anmerkungen zur Differentialdiagnostik der Selbsttötungen.
       Psychisch Kranke und Gewalt.
          Zusammenfassung aus der Arbeit von Maier et al. (2016).
    Die Medien und Terror, Amok, Gewalt (TAG).
       Die Medien sind rund um die Uhr voller Mord, Krieg, Terror und Gewalt. 
       Medien-Empfehlungen aus Roberts & Kahr (2016).
       Soziale Medien müssen den Missbrauch durch Terroristen ernst nehmen.
    Literatur & Links (Auswahl) * Glossar, Anmerkungen und Endnoten * Querverweise * Zitierung * Änderungen.
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    Editorial Es fehlt an politischer, soziologischer und sozialpsychologischer Orientierung
    Terror, Amok, Gewalt (TAG) sind keine exotischen Ausnahmephänomene, wie die Qualitäts- und Wahrheitsmedien (Q&Wm) und die GefälligkeitswissenschaftlerInnen so gerne verkaufen möchten, sondern Teil der meisten Gesellschaften und Kulturen dieser Erde. Es wird überall gemobbt, unterdrückt, ausgebeutet, gedemütigt, ausgegrenzt, über den Tisch gezogen, betrogen, erpresst, gefoltert und getötet. Töten gilt im  Krieg  nicht nur als normal (> Psychologie des Tötens), sondern als erwünscht; Mordwaffen werden gesegnet und die Pfarrer, Popen und Mullahs der Kriegs-Nationen beten dafür, dass möglichst viele Feinde ermordet werden, auch wenn sie der gleichen Religionsgemeinschaft angehören. Der heimtückische Mord, möglichst massenweise, führt zu höchsten Ehren. So auch bei unseren "Kriegern des Lichts"  in Afghanistan. Das wird gern ausgeblendet und verdrängt, am liebsten und nachhaltigsten von den Qualitäts- und Wahrheitsmedien (Q&Wm) und den Gefälligkeitswissenschaften. Morden im Staatsauftrag ist sozusagen etwas ganz "anderes". Aber schon Tucholsky bezog 1931 klar Position: "Soldaten sind Mörder".
       Wer die TAG-Rate (Terror, Amok, Gewalt) senken will, muss politisch, soziologisch und sozialpsychologisch, nicht nur kriminologisch oder forensisch-psychopathologisch, denken. Das ist der erste große Fehler der Gewalt- und Präventionsforschung. So lange sich Bankster, Betrüger und korrupte Manager und Politiker oft ohne jede nennenswerte Leistung schamlos die Taschen vollstopfen können, während andere mit dem Existenzminimum zu kämpfen haben, liegt hier schon, in dieser asozialen Ungerechtigkeit, eine große Quelle für Gewalt. Managergehälter sollten höchstens das 10fache des Mindestlohnes betragen. Aristoteles wusste das und hatte auch schon die grundlegenden politischen Mittel dagegen entwickelt, die in unseren Gymanisien so schamvoll verschwiegen werden. Macht man sich klar, obwohl es kaum zu glauben ist, dass die Autoindustrie mit Hilfe der EU und der nationalen Regierungen ihre Bürger aus reiner Profitgier vergasen dürfen, ohne dass dies massive strafrechtliche Konsequenzen hat (wir haben noch nicht einmal wie die USA ein Unternehmensstrafrecht!), weiß man ungefähr wo wir stehen, nämlich in der absoluten Gülle der Plutokratie. Mehr Scheisse geht eigentlich kaum. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Waffenpolitik, Geheimdienst- und Drohnenmorde der Regierungen und ihrer furchtbarebn  Kollateralschäden. Wo Krieg ist, sind  Kriegsverbrechen: angeblich im Namen Gotttes, der Zivilisation, der Rechts oder der Gerechtigkeit. Die weitgehend verwahrloste und verlogene Politik trägt zur allgemeinen Politik-, Parteien- und Gesellschaftsverdrossenheit bei. Wenn die Eliten nichts taugen, Moral und Ethik - in Zeiten kinderschändender Priester nicht mehr zu unterbieten - nur Makulatur sind, dann sind vielfache Frustration und Aggression in allen möglichen Varianten, Formen und Verkleidungen die Folge.
        Guter, respektvoller und fairer Umgang miteinander, Solidarität und wechselseitige Unterstützung auf allen Ebenen sind der beste Garant gegen Terror, Amok, Gewalt (TAG). Hier muss politisch, gesellschaftlich, soziologisch und sozialpsychologisch angesetzt werden. Dann werden wir weniger Terror, Amok und Gewalt haben. Merkmalslisten und Rasterfahndung helfen nicht wirklich. Wir wissen genug über die Entstehung von Terror, Amok und Gewalt. Wir müssen nicht noch mehr wissen, wir müssen die Gesellschaft und den mitmenschlichen Umgang grundlegend verbessern, und dazu gehört, die Schere von oben (reich) und unten (arm) zu minimieren. Gehälterbegrenzung auf maximal das 10fache des Mindestlohnes wäre ein Anfang. Und Angeberinsignien wie z.B. Markenkleidung oder Ähnliches an den Schulen brauchen wir auch nicht.



    TAG-Forschung - Terror, Amok, Gewalt.
    Grundlagen des wissenschaftliches Arbeitens. * Eigener wissenschaftlicher Standort.

    Als erstes sollte man als Forscher seine Zwecke und Ziele darlegen: was will ich wozu herausfinden? Was soll und kann mit den Erkenntnissen geschehen?

    Methodisches Grundproblem
    Die methodische Gretchenfrage aller z.B. auch forensischen Klassifikations-Diagnostik ist immer: woher weiß ich, ob eine ProbandIn zu den kritischen KandidatInnen gehört oder nicht: x% der MerkmalsträgerInnen  laufen Amok, y%=100-x% nicht? Hierzu braucht man natürlich Kontrollgruppen. Dazu gehört evaluative Gretchenfrage: sind die Merkmale überhaupt richtig festgestellt worden? Letztendlich stellt sich pragmatische Frage: Was kann ich mit einer solchen praktischen Merkmalsdiagnostik anfangen (Rasterfahndung, Vorbeugung?).
        Die große Gefahr von solchen Merkmalssystemen ist, dass falsche Erwartungen geweckt werden. Dass man nämlich im Vorfeld bei entsprechenden Information schon vorbeugend eingreifen kann. Hier operiert man an den Folgesymptomen. Eine wirkliche Ursachenbekämpfung muss an einer gerechteren und besseren Gesellschaft, also an jedem einzelnen, ansetzen.
     



    Psychologisch-Psychopathologische Diagnostik
    Das Grundproblem psychiatrischer Diagnostik ist etxrem mangelhafte Zuverlässigkeit, hierzu:
    DSM5. * Diagnostik Fehler im forensisch-psychiatrischen Feld. *   Ungelöste Grundprobleme der Psychiatrie und ihrer Diagnosesysteme * Diagnosewandel nach Unterbringung - Kritisches von Kröber *
     
    Ursachen-Minderung wichtiger als Täter-Diagnostik
    Täter entwickeln sich meist aus einem Umfeld, Milieu und aus einer Gesellschaft heraus. Man sucht bislang zu sehr im einzelnen Täter nach Merkmalen und vergisst dabei oft, sich um die wirklichen Ursachen zu kümmen.

    Probleme der Depressions-Diagnostik > DSM5.
    Es gibt sehr viele Formen und Varianten der Depression - die teilweise schon inflationär für ganz normale Enttäuschungen gebraucht wird - und auch in anderen Störungen mit Krankheitswert erscheinen kann. Das klassische Bild der Depression und Amokläufe passen nicht zusammen, so das die inzwischen weit verbreitete Deklaration von Amokläufern als depressiv sehr zweifelhaft ist, zumindest aber neue differential-diagnostische Herausforderungen auf den Weg bringen sollte.

    Anmerkungen zur Differentialdiagnostik der Selbsttötungen [Quelle]
    Es gibt unterschiedlich motivierte Selbsttötungen, die sprachlich nicht genau geregelt sind. Im wesentlichen können derzeit mehrere Hauptgruppen unterschieden werden:

    1. Suzid aus einer psychischer Erkankung heraus, z.B. schwere Depression.
    2. Suizid aus verzweifelter Lebenssituation, spontane Impulshandlung.
    3. Freitod aus wohlabgewogener Motivations- und Lebenslage ("Bilanzselbstmord", Kamikazeflieger, "Opferselbstmord").
    4. Inkaufnahme des eigenen Todes z.B. bei einigen "SelbstmordattentäterInnen", Wetten oder Kampfritualen ("Selbstmordkommandos", also Aktionen mit sehr hohem Todesrisiko).
    5. Verunglückte Selbsttötung, die demonstrativ gemeint war.
    6. Unbeabsichtigte Selbstötung durch Leichtsinn oder Fehleinschätzung des Todesrisikos.
    7. Selbsttötung als Folge fehlerhafter Handlungen, Verkettung unglücklicher Umstände
    8. Selbsttötung als Irrtumshandlung
    9. X  sonstiger hier nicht berücksichtigter Fall

    Psychisch Kranke und Gewalt

    Zusammenfassung aus der Arbeit von Maier, W.; Hauth, I.; Berger, M. & Saß, H. (2016) im Nervenarzt
    Zur leichteren Bezugnahme beim Diskutieren und Zitieren habe ich die Spiegelstriche durch Ziffern ersetzt.

    1. "Das Auftreten schwerwiegender Gewalthandlungen bei psychisch erkrankten Menschen ist ein seltenes Ereignis; sie sind nur bei einer sehr kleinen Minderheit von psychisch erkrankten Menschen anzutreffen, und die überwiegende Mehrzahl von Gewaltanwendungen in der Gesellschaft erfolgt durch nicht psychisch erkrankte Menschen. Im Vergleich zu den öffentlich stark beachteten Tötungsdelikten sind Selbsttötungen bei psychisch erkrankten Personen viel häufiger.
    2. Psychische Krankheit kann unter bestimmten Umständen mit einem erhöhten Risiko für zwischenmenschliche Gewaltanwendung verbunden sein, deren Ausprägung über die verschiedenen Diagnosen variiert; dabei tragen psychotisch erkrankte Menschen (Schizophrenie, andere psychotische Störungen oder bipolare Störungen) das am deutlichsten erhöhte Risiko; unipolare, nichtwahnhafte Depressionen weisen ein deutlich niedrigeres Risiko auf. Auch neurologische Krankheiten (z. B. Epilepsien, erworbene Hirnschädigungen) gehen meistmit einem erhöhten Gewaltrisiko einher. Nichtdiagnosebezogene Einflussfaktoren, wie kultureller Hintergrund, soziale Lebensumstände und psychosoziale Entwicklungsbedingungen, beeinflussen ebenso das Risiko. Starke soziodemographische Einflussfaktoren sind männliches Geschlecht und junges Erwachsenenalter. Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit wirken ebenso wie frühere Viktimisierung (eigene Gewalterfahrung) stets deutlich risikosteigernd.
    3. Im Gegensatz dazu gehen einige psychische Krankheiten und Akzentuierungen mit keinem oder sehr erniedrigtem Risiko für zwischenmenschliche Gewaltanwendung einher; insbesondere wirken Angst- und Zwangssymptomatik auch gewaltprädiktiv; auch Depressivität geht überwiegend eher mit Selbstaggressivität (Suizidalität) als mit Fremdaggressivität einher.
    4. Die Häufigkeiten für Gewalttaten und relative Risiken (auch diagnosespezifische) variieren erheblich zwischen den Ländern (und Studien), was auf kulturelle Einflüsse hinweist.
    5. Das erhöhte Risiko für zwischenmenschliche Gewalt ist bei psychischen Erkrankungen dann deutlicher ausgeprägt, wenn es zu keiner oder zu einer unzureichenden gezielten Behandlung der psychischen Störung kommt. Dieser Zusammenhang wurde besonders intensiv in Bezug auf Schizophrenie und andere psychotische Störungen untersucht und regelmäßig bestätigt. Eine konsequente antipsychotische Behandlung und Behandlungstreue seitens des Patienten kann selbst bei psychotischen Erkrankungen das erhöhte Gewaltrisiko durch Begünstigung einer Remission beseitigen („Most episodes of violence committed by mentally ill persons are associated with the failure to treat them“ [97]). Diese Aussage gilt auch für das Risiko von allen Gewalthandlungen (inkl. Tötungsdelikten).
    6. Zwischenmenschliche Gewaltanwendung psychisch erkrankter Menschen geht überzufällig häufig mit Suizidhandlungen (überwiegend zeitlich versetzt) einher, die Mehrzahl von Gewalttätern verüben allerdings keine Selbstmordhandlungen. Homizid-Suizid-Konstellationen (im selben Zeitintervall) sind auch bei psychisch Kranken sehr selten.
    7. Psychotische Symptome mit mangelnder Krankheitseinsicht und einer Wahnsymptomatik, die zu Wut und Ärger über die abgewandelt erlebte Realität führt, stellen eine Hauptursache für Gewaltentwicklung bei psychischen Störungen dar.
    8. Die Auffassung, dass psychisch erkrankte Menschen „gefährlich“ sind, führt zu einer verstärkten Stigmatisierung. Verstärkte Stigmatisierung trägt zur Unterlassung von Inanspruchnahme medizinischpsychotherapeutischer Hilfe wegen psychischer Erkrankung bei. Die Folgen sind Nichtbehandlung, zu lange Erkrankungszeiträume mit fehlender Behandlung – v. a. zu Erkrankungsbeginn – und mangelnde Behandlungstreue. All diese begründen die Erhöhung des Gewaltrisikos bei psychisch erkrankten Menschen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
    9. Eine Erhöhung des Gewaltrisikos durch Psychopharmaka wird für eine sehr kleine Zahl von behandelten Patienten – unter anderem für SSRIs und SNRIs – diskutiert; eine Abgrenzung zwischen Krankheits- und Medikamenteneffekten ist aufgrund vorliegender Daten nicht möglich.
    10. Gewalthandlungen mit Todesfolge sind insgesamt und vor allem auch bei psychisch erkrankten Menschen sehr seltene Ereignisse. Die Voraussage solcher Ereignisse ist – wie bei allen seltenen Ereignissen – nur in Ausnahmefällen mit hinlänglicher Genauigkeit möglich. In risikoangereicherten Stichproben (z. B.Männer mit Gewaltanamnese) sind dagegen [>65] Übersichten voraussagestärkere Skalen verfügbar. Eine Voraussage der erstmaligen Ausübung schwerer Gewalttaten bei nicht stratifizierten Stichproben (z. B. in der Allgemeinbevölkerung) ist dagegen auch bei psychisch erkrankten Menschen nicht möglich. Ein Screening (auch bei psychisch Erkrankten) für sog. „sensible Berufe“ ist also derzeit grundsätzlich nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit möglich.
    11. Es ist aber möglich, das erhöhte Gewaltrisiko aufgrund psychischer Erkrankungen in der Gesellschaft zu senken: Hierzu sind die Barrieren zu einer frühzeitigen Aufnahme einer gezielten Behandlung wegen psychischer Erkrankung zu beseitigen. Behandlungskontinuität und Patienten-Compliance schützen vor einer Gewaltentwicklung und Rückfällen bezüglich der Gewaltausübung. Zeitlich engmaschiges ärztliches Monitoring kann jedenfalls eventuelle Risiken kontrollieren.
    12. Eine globale Präventionsstrategie hinsichtlich der Risiken für Gewaltanwendung aufgrund psychischer Erkrankung setzt eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen voraus. Denn das befürchtete Stigma hält Erkrankte von medizinischpsychotherapeutischer Versorgung fern.


    Es besteht ein Circulus vitiosus: Die Berichterstattung über Gewaltanwendung und die Bezugsetzung von Gewaltanwendung zu psychischer Erkrankung stigmatisiert psychisch Kranke, die resultierende Beschämung hält sie von einer gezielten Behandlung wegen ihrer psychischen Störung fern. Damit wird aber erst die Erhöhung des Gewaltrisikos bei psychisch Kranken gegenüber der Allgemeinbevölkerung hervorgerufen. Diese Risikosteigerung ist wiederum eine wesentliche Ursache für die Stigmatisierung psychischer Erkrankung."



    Die Medien und Terror, Amok, Gewalt (TAG)
    Kritik des völligen Versagens der öffentlich-rechtlichen Medien (ARD, ZDF) beim Münchener Amoklauf.

    Die Medien sind rund um die Uhr voller Mord, Krieg, Terror und Gewalt
    Mord und Totschlag, Folter, Krieg und Terror, Verbrechen und  Kriminalität werden uns rund um die Uhr von vielen Medien serviert. Selbst die persönliche Einbindung z.B. durch sog. Killerspiele wird politisch, juristisch und gesellschaftlich toleriert. Das muss sich niemand wundern, wenn dies auch in die Realität aussstrahlt. Natürlich im Namen der  Freiheit  - vermutlich einer der am meisten missbrauchten Begriffe des Westens.

    Medien-Empfehlungen aus Roberts & Kahr (2016)  S. 199-203
    In den Kapiteln dieses Bandes wurden Richtlinien und wissenschaftliche Befunde für eine konstruktive Berichterstattung zu verschiedenen Arten von Gewalttaten auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft vorgestellt. Die sich daraus ergebenden konkreten Handlungsempfeh-lungen für die Berichterstattung über publikumswirksam inszenierte Gewalttaten werden nun abschließend zusammengefasst: ...

    1. Keine ver einfachenden Erklärungen für Handlungsmotivationen anbieten.
    2. Auf die Folgen der Tat fokussieren.
    3. Keine Romantisierungen verwenden und keine Heldengeschichten erzählen.
    4. Den Tathergang nicht zu konkret aufzeigen.
    5. Täterphantasien und emotionales Bildmaterial nicht zu anschaulich darstellen. ...
    6. Keine sensiblen Informationen preisgeben. ...
    7. Auswege aufzeigen. ...
    8. Auf die Wortwahl achten. ...
    9. Quellen besonders sorgsam prüfen. ...
    10. Sich nicht instrumentalisieren lassen. ...
    11. Opfer und Hinterbliebene schützen. ...
    12. Sich selbst schützen.  ...

    "Die multiperspektivische Zusammenstellung des Forschungsstandes hat deutlich vor Augen geführt, wie gravierend die Konsequenzen einer unreflektierten Berichterstattung über schwe-re Gewalttaten sein können. Es haben sich aber auch, nach bestem Wissen der verschiedenen Disziplinen und renommierten Fachkräfte, deutliche Hinweise ergeben, auf welche Weise solche Gefahren neutralisiert werden können.
        Es ist erstrebenswert, diese Hinweise in den kommenden Jahren mit zusätzlicher For-schung zu unterfüttern und die Wirksamkeit der, in dieser Form auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft neu entwickelten, Richtlinien auch empirisch explizit zu belegen. Bis dahin hof-fen wir, mit diesem Buch einen Beitrag zur verantwortungsbewussten Berichterstattung geleistet zu haben, die das Wohl aller Beteiligten berücksichtigt und im Extremfall Menschen-leben schützt.
     Wir wünschen uns eine intensive Nutzung dieser Empfehlungen, aber auch eine anregende Auseinandersetzung mit ihnen."

    "Soziale Medien müssen den Missbrauch durch Terroristen ernst nehmen
     Soziale Netzwerke wie Facebook sind Scharnier und Katalysator für Terroristen.
    Der Terror wendet die freie Rede gegen ihre Erfinder. Es braucht mehr als Überwachung und Fahndung mit möglichst viel Speicherplatz. Auch Facebook und Co müssen Verantwortung übernehmen.  ...
    Wer es ein wenig zugespitzt mag: Der moderne Terror wäre ohne die modernen Medien nicht möglich. Die brennenden und stürzenden Zwillingstürme ohne Fernsehübertragung - hätten sich längst nicht so ins Gedächtnis eingefräst. Die mit Benzin getränkten Overallträger im IS-Käfig, die Fackel an der Lunte - hätten ihre Schockwirkung ohne die Handyvideos auf den Is-lamisten-Seiten im Netz nie erzielt. All die Enthauptungen, Kindermorde, Folterszenen, Bombenfilmchen, wackeligen Lkw-Bilder aus ungezählten Telefonkameras: Terror funktio-niert vor allem über Bilder.  ..." [SZ 07.08.2016]
     





    Literatur & Links (Auswahl)
     
    • Adler L, Lehmann K, Räder K, Schünemann KF (1993) Amokläufer – kontentanalytische Untersuchung an 196 Pressemitteilungen aus industrialisierten Ländern. Fortschr Neurol Psychiat 61, 424–433
    • Adler L (2000) Amok – eine Studie. München Belleville.
    • Adler L (2002) Amok im Spektrum homizidal-suizidaler Handlungen. Wolfersdorf M, Wedler H (Hrsg) Terroristen-Suizide und Amok. Regensburg: Roderer.
    • Adler L, Marx D, Apel H et al (2006) Zur Stabilität des „Amokläufer“-Syndroms. Fortschr Neurol Psychiat 74, 582–590
    • Bannenberg B (2010) Amok. Ursachen erkennen – Warnsignale verstehen – Katastrophen verhindern. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh
    • Bogerts B (1997) Gibt es eine neuroanatomische Disposition zur Wahnentwicklung? Ein Nachtrag zum Fall Wagner. Wiedemann G, Buchkremer G (Hrsg) Mehrdimensionale Psychiatrie. Gustav Fischer, Stuttgart
    • Bogerts B (1997) The temporolimbic system theory of positive schizophrenic symptoms. Schizophr Bull 23, 423–435
    • Bogerts B (1999) The neuropathology of schizophrenic diseases: historical aspects and present knowledge. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 249(Suppl 4), 2–13
    • Christians, Heiko (2008) Amok. Geschichte einer Ausbreitung. Bielefeld: Aisthesis.
    • Dart Center for Journalism and Trauma (2003). Tragedies & journalists – A guide for more effective coverage [pdf-Dokument]. https://dartcenter.org/files/en_tnj_0.pdf.
    • Dressing H, Meyer-Lindenberg A (2010) Risikoeinschätzung bei Amokdrohungen. Neue Aufgaben für die Psychiatrie? Nervenarzt 81, 594–601
    • Egg R (2010) Warnsignale erkennen, Gefahr abwehren. Amok – ein Phänomen unserer Zeit? Info Neurologie Psychiatrie 9, 36–39
    • Hessisches Kultusministerium, Hessisches Ministerium des Inneren und für Sport (Hrsg) (2007) Handeln in Krisensituationen. Ein Leitfaden für Schulen. Wiesbaden:
    • Hoffmann, Jens & Roshdi, Karoline (2015) Amok und andere Formen schwerer Gewalt. Risikoanalyse, Bedrohungsmanagement, Präventionskonzepte ; mit 9 Tabellen und zahlreichen Fallvignetten. Stuttgart:  Schattauer.
    • Hoffmann, Jens (2007) Amok und zielgerichtete Gewalt an Schulen. Früherkennung / Risikomanagement ; Kriseneinsatz / Nachbetreuung. Frankfurt aM: Verl. für Polizeiwiss.
    • Hoffmann J, Roshdi K, Robertz F (2009) Zielgerichtete schwere Gewalt und Amok an Schulen. Eine empirische Studie zur Prävention schwerer Gewalttaten. Kriminalistik 4, 196–204
    • Junkerjürgen, Ralf & Treskow, Isabella von (2015, Hsrg.) Amok und Schulmassaker. Kultur- und medienwissenschaftliche Annäherungen. Bielefeld: transcript.
    • Langman, Peter & Hurrelmann, Klaus  (2009) Amok im Kopf. Warum Schüler töten. Weinheim: Beltz.
    • Maier, W.; Hauth, I.; Berger, M. & Saß, H. (2016) Zwischenmenschliche Gewalt im Kontext affektiver und psychotischer Störungen. Nervenarzt 1, 53-68.
    • Peter, E. & Bogerts, B. (2012) Epidemiologie und Psychopathologie des Amoklaufes. Erste Ergebnisse einer Analyse der Strafakten von 27 Amokläufern. Nervenarzt 2012, 83, 57–63
    • Pollmann, Elsa (2008) Tatort Schule. Wenn Jugendliche Amok laufen. Marburg: Tectum.
    • Robertz R (2004) School shootings. Über die Relevanz der Phantasie für die Begehung von Mehrfachtötungen durch Jugendliche. Verlag für Polizeiwissenschaften, Frankfurt
    • Robertz, Frank J.  & Kahr, Robert (2016)  Die mediale Inszenierung von Amok und Terrorismus. Zur medienpsychologischen Wirkung des Journalismus bei exzessiver Gewalt. Berlin: Springer.
    • Schanda H (2006) Untersuchungen zur Frage des Zusammenhangs zwischen Psychosen und Kriminalitat/Gewalttatigkeit – Studiendesigns, methodische Probleme, Ergebnisse. Fortschr Neurol Psychiatr 74, 85–100
    • Weilbach, Karl (2004) Aktionsmacht Amok. Eine kriminologische Fallstudie. Münster: LIT.



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Eigener wissenschaftlicher Standort.


    Querverweise
    Standort: Terror Amok  Gewalt (TAG).
    *
    Politik Axiome - Anthropologische, soziologische und psychologische Grundlagen
    von politischen Gesellschafts- und Herrschaftsformen.
    Vorbilder.
    Überblick Forensische Psychologie.
    Nachrichten aus Psychiatrie, 2016, 2015.
    Potentielle Fehler in forensisch-psychiatrischen Gutachten.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Forensische Psychologie site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Rudolf Sponsel (DAS). Terror Amok Gewalt (TAG).  Erlangen IP-GIPT: https://www.sgipt.org/forpsy/AmokTerrorGewalt/TAG.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
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    korrigiert:



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    11.08.16  Ergänzung
    10.08.16  Erste Grundversion ins Netz gestellt.
    09.08.16  Konzipiert und angelegt.