Internet Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT DAS=06.01.1998
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung TT.MM.JJ
Impressum:
Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr. 20
D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_
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Th. Reik
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"Die
Psychoanalyse wird aber Psychologie sein oder sie wird nicht sein."
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Kurzporträt eines großen,
selbstbewußten und mutigen
Psychoanalytikers - eines
wirklichen berufspolitischen Vorbildes
Theodor Reik war einer der wenigen Nichtärzte in der Wiener Psychoanalytischen
Vereinigung neben z. B. Lou Andreas-Salomé, August Aichhorn (Pädagoge,
Sozialarbeit und Verwahrlosung) oder Anna Freud (Lehrerin; Abwehrmechanismen,
Ichpsychologie, Kinderanalyse).
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Theodor Reik studierte in Wien
Psychologie, Philosophie, Literatur- und Religionswissenschaft.
Ihm wird die erste psychoanalytische
Doktorarbeit 1912 zugeschrieben mit dem Thema
"Die Psychogenese von Flauberts
'Versuchung des hl. Antonius'"
(1).
1910 begegnete Reik erstmals Sigmund
Freud.
Seine Analyse machte er bei Karl
Abraham.
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1925 wurde Reik wegen Kurpfuscherei angeklagt, weil er
als Nichtarzt Psychoanalyse ausübte. Dies veranlaßte Freud
(1926) seine berühmte Arbeit "Die Frage der Laienanalyse" zu verfassen.
"Wir halten es nämlich gar
nicht für wünschenswert, daß die Psychoanalyse von
der Medizin verschluckt werde ... Es
wird meinen Lesern nicht entgangen sein, daß ...
die Psychoanalyse kein Spezialfach der
Medizin ist. ... Die Psychoanalyse ist ein Stück Psychologie, auch
nicht medizinische Psychologie im alten Sinne oder Psychologie der
krankhaften Vorgänge, sondern Psychologie schlechtweg, gewiß
nicht das Ganze der Psychologie, sondern ihr Unterbau, vielleicht überhaupt
ihr Fundament."
Sigmund Freud (1856-1939)
Aus: "Die Frage der Laienanalyse" (1926) und Nachwort zur Laienanalyse
(1927) zitiert nach der Fischer Studien Ausgabe 1975, S. 338 und
343
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1933 übersiedelte Reik nach Holland und 1938 in die Vereinigten
Staaten, nachdem ihm frühzeitig klar wurde, daß er vor den Nazis
in Holland nicht sicher war. In New York wurde er von der dortigen Psychoanalytischen
Vereinigung von oben herab behandelt und man legte ihm nahe, nicht
zu praktizieren. Man akzeptierte ihn als Nichtarzt nicht als Vollmitglied.
1948 gründete Reik daher eine eigene
Psychoanalytische Vereinigung auch für NichtmedizinerInnen, der eine
Klinik, die seinen Namen trug, angeschlossen war.
Seine Selbstachtung und sein Mut, seine eigene
Vereinigung zu gründen und sich nicht dem Diktat der MedizinerInnen
zu unterwerfen, erhebt ihn weit über die Masse der PsychoanalytikerInnen
hinaus.
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Psychoanalyse-historisch gilt Reik als Neoanalytiker, also als einer,
der zu Entwicklung und Fortschritt fähig war. Reik hat viele interessante
Schriften verfaßt, besonders hervorzuheben sind seine Arbeiten über
die Liebe ("Nur die Tapferen verdienen die Schönen", bekennt er hier
ganz parteiisch und überhaupt nicht nondirektiv), über forensische
Psychoanalyse ("Über Geständniszwang und Strafbedürfnis"),
zur Psychoanalyse der religiösen Entwicklung ("Der eigene und der
fremde Gott"), über Masochismus ("Aus Leiden Freuden") und ein bedeutendes,
weitgehend unbekanntes psychologisches Werk über das Erraten und Verstehen
unbewußter Vorgänge ("Der überraschte Psychologe", 1935).
Auf Seite 5 dieses wichtigen Werkes erkennt Reik: "Die Psychoanalyse
wird aber Psychologie sein oder sie wird nicht sein." An diesem
Scheideweg
ist die Psychoanalyse nun endgültig angelangt: Sie wird Psychologie
werden oder untergehen. So lange jedoch die psychologischen PsychoanalytikerInnen
abhängig von medizinischer Delegation sind und jegliche selbstbewußte
Ichstärke vermissen lassen, wird die Psychologiewerdung nicht gelingen
können. Denn hierzu bedarf es vieler Theodor Reiks. Wir wünschen
sie uns.
(1) Diese Mythe der PsychoanalytikerInnen
stimmt wahrscheinlich nicht. Denn der Begründer der Psychosynthese,
Roberto Assagioli promovierte 1910 mit einer Arbeit über Psychoanalyse,
in der bereits Grundideen der Psychosynthese skizziert und Freuds Psychoanalyse
kritisiert wurde.
Zitierung
Sekretariat SGIPT (DAS). Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT. Theodor Reik (1888-1969). Kurzporträt eines großen,
selbstbewußten und mutigen Psychoanalytikers - eines wirklichen
berufspolitischen Vorbildes.
Erlangen: https://www.sgipt.org/biogr/reik.htm
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